Dieser Unterricht müsste von angemessen ausgebildeten Imamen an den allgemeinbildenden Schulen angeboten werden, sagte Josef Schuster am Mittwochabend im Münchner Presseclub. Dagegen würde in einigen Moscheegemeinden "gerade jungen Menschen Gedankengut vermittelt, das nicht dem entspricht, was ich erwarte", warnte Schuster, der seit 2014 Präsident des Zentralrats der Juden ist. Er werte dies allerdings nicht als Risiko für jüdische Gemeinden in Deutschland.
Bekenntnisorientierter islamischer Religionsunterricht wird als ordentliches Unterrichtsfach derzeit nur in den Bundesländern Hessen, Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen angeboten. In anderen Bundesländern gibt es Modellversuche. Bundesweit gibt es rund 700.000 muslimische Schüler.
Schuster sagte, er beobachte eine neue Qualität antisemitischer Äußerungen in Deutschland. Nicht die Häufigkeit, sondern die Form judenfeindlicher Äußerungen habe sich in politischen Zusammenhängen geändert. Unter dem Motto "man wird ja mal sagen dürfen ..." würden antijüdische Ressentiments bedient, ergänzte der Repräsentant der jüdischen Gemeinschaft in Deutschland. So werde etwa prinzipiell legitime Kritik an der Politik der Regierung Israels bisweilen in problematischer Weise mit antisemitischen Stereotypen verknüpft. Das könne auch zu einer Verbreitung von Vorurteilen führen.
Ein positives Zeugnis stellte Schuster hingegen den christlichen Kirchen aus. Die evangelische Kirche sende "klare Signale, sich im Reformationsjahr 2017 dem Thema der antisemitischen Äußerungen aus der Spätphase Luthers offen zu stellen".