Der Thüringer Ministerpräsident Bodo Ramelow (Linke) hat die staatliche Finanzierung kirchlicher Ämter kritisiert. "Dringenden Klärungsbedarf sehe ich bei der Frage, welche Amtssitze und Amtsfunktionen aus staatlichen Geldern bezahlt werden", sagte der Politiker und evangelische Christ der "Stuttgarter Zeitung" (Mittwochsausgabe). Die Landes-CDU kritisierte die Äußerungen Ramelows scharf.
Der Ministerpräsident sieht auch den Einfluss der Kirchen auf die Besetzung nichttheologischer Lehrstühle an Universitäten kritisch, wie er der Zeitung sagte: "Dass Bistümer in Bayern bei der Berufung eines Soziologie-Professors mitreden, geht mir zu weit."
Die religionspolitische Sprecherin der CDU im Erfurter Landtag, Gudrun Holbe, forderte Ramelow am Mittwoch zu Klarstellungen auf. Wenn er Reformbedarf bei der Ausgestaltung des Staat-Kirche-Verhältnisses sowie bei der Kirchenfinanzierung sehe, "dann soll er Ross und Reiter nennen". Die CDU-Sprecherin erinnerte daran, dass für Thüringen alle Landtagsfraktionen zuletzt 2012 gemeinsam bekräftigt hatten, das Staat-Kirche-Verhältnis im Freistaat bedürfe keiner Neubewertung.
"Wir hoffen, dass dieser erfreuliche Konsens weiter gilt", betonte Holbe unter Hinweis auf die Verträge mit den Kirchen und der Jüdischen Landesgemeinde. Statt sich der Besetzung bayerischer Soziologie-Lehrstühle zuzuwenden, sollte der Thüringer Ministerpräsident selbst Klarheit darüber schaffen, wie er es mit dem Staat-Kirche-Verhältnis in Thüringen halte.
Ramelow sieht sich als Christ in seiner von Konfessionslosen geprägten Partei doppelt herausgefordert. "Ich bin eine Provokation - mal für die Kirche und mal für meine Partei", sagte er. Bei einem Parteitag sei ihm vorgeworfen worden, er trage seinen Glauben wie eine Monstranz vor sich her. Beim Deutschen Evangelischen Kirchentag in Stuttgart hält Ramelow an diesem Freitag eine Bibelarbeit.