Studien zeigten, dass die Sozialleistung nicht nur wirtschaftlich, sondern auch bildungspolitisch kontraproduktiv sei, heißt es im aktuellen Infodienst "iwd" des Instituts der Deutschen Wirtschaft Köln. Die Untersuchungen bestätigten, dass das Betreuungsgeld gerade bildungsferne Eltern davon abhalte, ihre Kinder in die Kita zu schicken, die davon besondern profitieren würden. Außerdem verzögere es den Wiedereinstieg von Müttern in den Beruf.
Die Wissenschaftler verweisen auf Untersuchungen in Finnland, Norwegen und Schweden sowie in Thüringen: "Die skandinavischen Länder haben die Erfahrung gemacht, dass vor allem Mütter mit geringem Einkommen, niedrigem Bildungsniveau oder Migrationshintergrund das Betreuungsgeld in Anspruch nehmen."
Zu ähnlichen Ergebnissen kommt nach IW-Angaben auch eine Studie der Universität Heidelberg zum Landeserziehungsgeld, das in Thüringen bereits seit 2006 gewährt wird. Danach gehen weniger Kinder von geringqualifizierten Eltern, Alleinerziehenden und Familien mit niedrigem Einkommen in eine Kindertagesstätte. "Die Besuchsquoten sind um jeweils gut ein Fünftel gesunken." Auch die Zahl der erwerbstätigen Mütter von zweijährigen Kindern sei um rund 20 Prozent zurückgegangen.
Für den Steuerzahler sei das Betreuungsgeld teuer, kritisieren die Wirtschaftsforscher: "Allein im Jahr 2015 kostet es 900 Millionen Euro; das entspricht immerhin zwölf Prozent des Etats des Bundesfamilienministeriums." Dieses Geld ließe sich nach Ansicht des Instituts sinnvoller einsetzen, etwa für die Verbesserung der Qualität der Kinderbetreuung in Kitas oder für den Ausbau der Kinder- und Jugendhilfe.
Seit August 2014 können Eltern, die für ihre ein- oder zweijährigen Kinder keine öffentlich geförderte Betreuung in Anspruch nehmen, maximal 22 Monate lang 150 Euro im Monat erhalten.