Landesbischof Meister stellt sich hinter Lesben und Schwule
Der hannoversche Landesbischof Ralf Meister hat sich von Äußerungen eines evangelischen Pastors zur "Heilung" von Lesben und Schwulen distanziert. Er versucht, "Oma Marie" zum Wiedereintritt in die Kirche zu bewegen.
"Homosexualität ist aus Sicht der Landeskirche weder Sünde noch muss sie geheilt werden", schreibt er in einem am Freitag veröffentlichten Brief an eine 84-jährige Großmutter zweier schwuler Enkel. Sie war aus Ärger über die Äußerungen aus der Kirche ausgetreten. Der auf Facebook veröffentlichte Austrittsbrief der Großmutter fand zigtausendfache zustimmende Reaktionen.
Bischof Meister verweist in seiner Antwort darauf, dass die Evangelisch-lutherische Landeskirche Hannovers seit einiger Zeit Gottesdienste zur Segnung gleichgeschlechtlicher Partnerschaften anbietet. In der Ordnung dafür heiße es, dass in der Gemeinde Jesu Christi Unterschiede von Herkunft, Geschlecht und sexueller Orientierung aufgehoben seien. Die weitaus überwiegende Mehrheit der Pastoren teile diese Ansicht, ergänzt Meister. Trotzdem müsse die Kirche akzeptieren, dass einzelne Pastoren die Bibel anders interpretierten und deshalb zu Homosexualität eine andere Meinung hätten.
Hintergrund der Diskussion ist die NDR-Fernsehsendung "Die Schwulenheiler" aus der Reihe "Panorama - die Reporter". Darin sagte der evangelische Pastor Gero Cochlovius aus Hohnhorst bei Hannover, "praktizierte, ausgelebte Homosexualität" entspreche nach der Bibel nicht dem Willen Gottes. Es sei daher richtig, dafür den Begriff der "Sünde" zu verwenden. Darüber ärgerte sich die 84-jährige Marie H. aus einem Nachbarort von Hohnhorst. "Homosexuelle als Sünder zu bezeichnen und 'Heilung' anzubieten, ist unverantwortlich", schreibt sie in ihrem Austrittsbrief. Die Aussagen des Pastors hätten sie "sprachlos und traurig" gemacht.