"Oftmals wissen die Menschen viel zu wenig über die Neuankömmlinge in ihrer Stadt", sagte Zick dem Evangelischen Pressedienst (epd) in Bielefeld. Wenn Bürger nicht frühzeitig in die Planungen für Flüchtlingsunterkünfte einzubezogen würden, hätten Rechtspopulisten ein leichtes Spiel, Ressentiments gegenüber Einwanderern zu schüren.
In der Öffentlichkeit müssten mehr positive Modelle eines gelungenen Zusammenlebens von Menschen aus unterschiedlichen Herkunftsländern gezeigt werden, betonte der Leiter des Instituts für interdisziplinäre Konflikt- und Gewaltforschung an der Universität Bielefeld. In einer ganzen Reihe von Ruhrgebietsstädten gebe es ausreichend gute Beispiele. Die Ereignisse von Tröglitz in Sachsen-Anhalt sind für Zick zudem ein Argument dafür, Flüchtlinge möglichst dezentral unterzubringen. Das wirke sich auch vorteilhaft auf die Integration der Menschen aus, wie es bisherige Erfahrungen belegten.
"Kultur des Wegsehens"
Zick warnte angesichts von Straftaten gegen Flüchtlinge, dass nicht nur das demokratische Bewusstsein in der Bevölkerung nachlasse, sondern auch das Wissen um allgemein gültige Menschenrechte. "Daher ist es an der Zeit, dieses Problem in den Blick zu nehmen und verstärkt Projekte an den Start zu bringen, die demokratisches Verständnis fördern", betonte der Konfliktforscher.
Mit demokratischer Bildung könne auch Bewegungen wie der islamfeindlichen "Pegida" der Boden entzogen werden, glaubt Zick. "Pegida" erstarke vor allem dort, wo eine "Kultur des Wegsehens" vorherrsche und antidemokratische Tendenzen toleriert würden. Auch wenn die Bewegung derzeit kaum in Erscheinung trete, handele es sich bundesweit noch immer um einen harten Kern von 2.000 bis 3.000 Anhängern. Die Zahl der Sympathisanten, die dies auch offen bekunden, beträgt nach Zicks Angaben fast das Zehnfache. "Die Gruppierung ist sehr stark vernetzt", sagte der Forscher.