Einen Tag lang gut miteinander sein

Konfirmationsfeier in Trennungsfamilien
Foto: Sarika Feriduni/evangelisch.de
Einen Tag lang gut miteinander sein
So können Trennungsfamilien eine Konfirmationsfeier gestalten
Oft ist die Konfirmation das erste große Familienfest, das nach einer Trennung gefeiert wird. Viele Eltern fürchten Konflikte. Wenn es nach den Jugendlichen geht, ist es ganz einfach: Sie stehen im Mittelpunkt, und das sollen bitte alle respektieren.

Im Internetforum spricht Sabine über ihre Sorgen: "Mein Sohn, 13, hat im Mai dieses Jahres Konfirmation. Ich bin alleinerziehend, geschieden seit eineinhalb Jahren." Nach einem Gespräch mit einer vermeintlich perfekten Mutter, die alles schon organisiert habe, sei bei ihr "die Panik ausgebrochen": "Ich habe noch keinen Plan, wie diese Konfirmation aussehen wird... weil so viele Dinge erst einmal geregelt werden mussten. Mir tut das dann immer so weh, ich möchte auch alles schön machen für meine Kinder, aber das ist nicht immer alles so einfach."

Die Gestaltung der Konfirmationsfeier stellt Trennungsfamilien oft vor besondere Fragen. "Je nachdem, wie die Trennung verlaufen ist, besteht die Sorge, dass alte Wunden bei den Vorbereitungen oder dem Fest aufbrechen", weiß Uwe Kaupp von der Evangelischen Fachstelle für alleinerziehende Frauen und Männer in München. "Da stellen sich Fragen wie: Sollen auch die Eltern des Ex-Partners zum Fest kommen? Was ist mit den Halbgeschwistern? Wie voll wird unsere Familienbank in der Kirche sein? Bildet sich unsere Trennungswirklichkeit dort womöglich vor aller Augen ab?"

Kaupp rät: "Wichtig ist, vorher klare Absprachen zu treffen, damit auf der Feier kein Konflikt entsteht." Dabei sollte immer das Wohl des Konfirmanden im Blick behalten werden. "Jugendliche wünschen sich, dass beide Elternteile bei dem Fest dabei sind", ist die Erfahrung des Religionspädagogen. Sollte die Trennung noch frisch sein oder die Beziehung zwischen den Familien voller Konflikte, sei es möglich, dass der Ex-Partner nur zum Gottesdienst oder nur zum Kaffee am Nachmittag erscheine.

Was wünscht sich die Konfirmandin?

"Die Konfirmanden erwarten, dass sie im Mittelpunkt stehen und dass jeder das respektiert", sagt auch Gabriele Bleher, Pfarrerin in Blaichach im Allgäu. "Und sie erhoffen sich, dass die Eltern es schaffen, an diesem Tag einfach miteinander im Guten da zu sein".

Wenn Streit drohe, empfehle es sich, die Familienfeier eher kurz zu gestalten, sagt Herbert Kolb vom Religionspädagogischen Zentrum Heilsbronn. "Das ist besser, als wenn bei einem längeren Fest Spannungen aufkommen."

"Sprechen Sie mit dem Konfirmanden über seine Wunschvorstellungen, damit das Fest ihm gefällt und nicht den Erwachsenen", rät Reinhard Kafka von der Evangelischen Erwachsenenbildung nördlicher Schwarzwald. Er empfiehlt: "Bemühen Sie sich um eine persönliche Note!"

Hilfreich könne sein, das Fest unter ein Motto zu stellen, zum Beispiel das Symbol "Baum" oder "Regenbogen". Dazu kann ein selbst gemaltes Baum-Wandplakat mit dem Gedenkspruch gehören, jeder Gast schreibt dem Konfirmanden einen Wunsch auf ein "Blatt" und heftet es an den Baum. "Als Geschenk eignet sich dann ein echter Apfelbaum, der über den Tag hinaus an die Konfirmation erinnert", sagt Kafka.

Problematisch ist für viele Trennungsfamilien die Sitzordnung auf der Konfirmationsfeier. Sie sollte am besten nicht genau festgelegt werden, rät Elke Wild, Professorin für Pädagogische Psychologie an der Universität Bielefeld: "In dem Moment, in dem Sie sagen, wer neben dem Kind sitzen darf, machen Sie Hierarchien deutlich und definieren aus Ihrer Sicht die vermeintliche Nähe oder Beziehung zum Kind. Wenn die Beziehungen aber noch im Fluss sind oder einseitig interpretiert werden, kann das ganz schnell Irritationen auslösen."

Sitzplatzwechsel nach dem zweiten Gang

Wie die Wissenschaftlerin außerdem betont, ist es gerade mit Blick auf Familienfeste wichtig, dass die neuen Partner der Eltern zwar Beziehungsangebote machen, aber auch Verständnis haben, wenn die Kinder sich nicht sofort darauf einlassen. "In der Stieffamilie sollten sich nicht alle gezwungen fühlen, eine künstliche Familienidylle vorzuspielen. Es lässt sich viel besser aushalten, wenn nicht alles perfekt sein muss".

Positive Erfahrungen mit der Konfirmation ihrer Tochter hat Jutta K. gemacht: "Zum Zeitpunkt der gemeinsamen Feier waren wir seit sieben Jahren getrennt, seit sechs Jahren geschieden", erzählt die 43-Jährige, die inzwischen zum zweiten Mal verheiratet ist. Gut gefahren sei die Familie mit der Aufteilung der Organisation des Fests. "Der Beitrag des Vaters war die Gestaltung rund um den Beichtgottesdienst vor der Konfirmation, mit Essen im Gasthof."

Am Konfirmationssonntag sei man zusammen in ihrem Haus gewesen. Besonders berührend für die Familie: "Unsere Tochter hatte eine Rede vorbereitet, in der sie alle Familienmitglieder vorgestellt hat, auch den 'Bonus-Opa' und den 'Bonus-Papa'", berichtet die Mutter. "Das hat zur Lösung der Anspannung beigetragen, denn jeder wurde gewürdigt." Auflockernd sei auch ein Sitzplatzwechsel nach dem zweiten Gang gewesen. Zudem könne es entlasten, wenn außer der Familie auch Freunde eingeladen würden. "Es geht bei der Konfirmation um die Kinder. Eltern sollten es schaffen, an diesem Tag ihre eigenen Gefühle zurückzunehmen."

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