Zwar gebe es viele gute Ansätze, die Programme seien aber je nach Bundesland und Kommune sehr unterschiedlich, kritisierte die Professorin an der Universität Hamburg im Gespräch mit dem Evangelischen Pressedienst (epd). Wichtig sei es, Mehrsprachigkeit bei Zuwanderern als wichtige Kompetenz anzuerkennen.
Gogolin sprach von einer "unübersichtlichen Landschaft". Im Kitabereich und in der Vorschule hätten zum Beispiel die freien Träger und Kommunen ihre eigenen Programme. "In der Schule ist die Situation je nach Bundesland und Schulträger unterschiedlich." Zudem gebe es kaum Fördermaßnahmen, deren Wirksamkeit empirisch geprüft ist.
Positiv hob sie das Programm "Förderung von Kindern und Jugendlichen mit Migrationshintergrund" hervor. Hier habe man etwas versucht, was bisher nicht vorgesehen war: Sprachförderung nicht nur im Sprachunterricht, sondern auch in Mathematik und in anderen Fächern zu etablieren. "Das wurde erfolgreich an einigen Schulen gemacht und wird nun, unter einem anderen Titel, weiterentwickelt: Beim Bund-Länder-Programm "Bildung durch Sprache und Schrift" (BiSS)". An der Initiative beteiligten sich mehrere hundert Schulen und Kindergärten. Die Lehrkräfte würden so qualifiziert, dass sie bildungssprachliche Fähigkeiten im gesamten Unterricht fördern können.
Gogolin warb dafür, anzuerkennen, dass Kinder von Zuwanderern in der Regel mehrsprachig aufwachsen und mit anderen Voraussetzungen an das Lernen herangehen: "Darauf muss man frühzeitig eingehen, im Kindergarten und dann in der Schule." Kinder, die mehrsprachig aufwachsen, hören zum Beispiel anders, weil sie unterschiedliche Lautzeichen gewöhnt sind. "Wenn man beim Lesen und Schreiben nicht darauf eingeht, kann man auch sehr schlecht Rechtschreibung vermitteln", sagte die Professorin weiter. Deshalb seien Fortbildungen für Lehrkräfte unbedingt nötig.