Türkische Gemeinde lehnt Islamgesetz ab

Foto: dpa/Christoph Schmidt
Türkische Gemeinde lehnt Islamgesetz ab
Die Türkische Gemeinde hat sich gegen ein Islamgesetz ausgesprochen.
04.03.2015
epd
Lukas Philippi

Ein Gesetz wie das vorige Woche verabschiedete österreichische Islamgesetz würde in Deutschland eine massive Einmischung in die inneren Angelegenheiten von Religionsgemeinschaften darstellen, sagte der Bundesvorsitzende der Türkischen Gemeinde in Deutschland, Safter Cinar, in Berlin dem Evangelischen Pressedienst (epd). Das österreichische Islamgesetz sieht unter anderem ein Verbot der Finanzierung von Moscheegemeinden aus dem Ausland vor, schafft aber auch klare Regeln etwa für ihre Imam-Ausbildung, ihre Seelsorge sowie Feiertagsregelungen.

 

Cinar betonte, ein Islamgesetz in Deutschland sei weder sinnvoll, noch machbar. Er gehe davon aus, dass ein derartiges Gesetz sofort vom Bundesverfassungsgericht annulliert würde, betonte Cinar. Außerdem bestehe auch keine Notwendigkeit für ein derartiges Gesetzesvorhaben: "Ich möchte nicht wissen, was in diesem Land los wäre, wenn jemand auf die Idee käme, ich mache jetzt einmal ein Katholiken-Gesetz oder ein Juden-Gesetz."

Cinar erinnerte auch an christliche Kirchen im Ausland, die etwa aus Deutschland finanzielle Unterstützung erhielten. Mit Blick auf die Debatte um die Deutsch-Kenntnisse von Predigern in deutschen Moschee sagte Cinar, es sei sicherlich begrüßenswert, wenn Imame in Deutschland aufgewachsen seien und die deutsche Sprache beherrschten. Der Staat habe aber nicht das Recht, den Moscheegemeinden "reinzureden". Schließlich werde auch in manchen katholischen Gemeinden der Gottesdienst lateinisch gefeiert.

Cinar betonte, in Deutschland seien Staat und Religionsgemeinschaften getrennt: "Solange sie sich im Rahmen der herrschenden Gesetze bewegen, hat sich der Staat da nicht einzumischen." Ein Islamgesetz, das den Moscheegemeinden Vorgaben mache etwa über die Finanzierung oder die Sprache im Gottesdienst, würde eine massive Einmischung darstellen.

Zugleich sagte Cinar, es sei zwar wünschenswert, wenn die großen islamischen Religionsgemeinschaften in Deutschland nicht vom Ausland abhängig wären. Die Frage sei aber, ob dies mit gesetzlichen Mitteln bekämpft oder verboten werden kann. Die Türkische Gemeinde in Deutschland versteht sich als nicht-religiöse Vertretung von Menschen türkischer Herkunft, die dauerhaft in Deutschland leben.