Bundespräsident Gauck beklagt Europaskepsis

Foto: dpa/Robert Schlesinger
Bundespräsident Gauck beklagt Europaskepsis
Bundespräsident Joachim Gauck hat vor einer zunehmenden Europa-Skepsis gewarnt.

Er halte es für eine gefährliche Entwicklung, wenn antieuropäische Parteien Zulauf erhielten und pauschal Kritik an den europäischen Institutionen geübt werde, sagte Gauck am Dienstag laut Redemanuskript während seines Staatsbesuchs in Luxemburg. Um Zweifler zu gewinnen, reiche eine rationale Begründung nicht aus, denn die europäische Integration sei ein kompliziertes Projekt, sagte Gauck: "Was wir brauchen, ist eine gemeinsame ideelle Heimat."

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Nach Ansicht des Staatsoberhaupts bleiben die Nationalstaaten weiterhin unverzichtbar - "als Bezugspunkt von Identität ebenso wie als politische Grundeinheit der Demokratie". Dennoch wäre jedes europäische Land für sich allein genommen viel zu klein, um auf der Weltbühne politisch handlungsfähig zu sein und in Sicherheit leben zu können. Deshalb gibt es nach Meinung von Gauck in dieser Frage "kein Entweder-oder, sondern nur ein Sowohl-als-auch".

Deshalb gelte heute für große ebenso wie für kleine Länder: "Ohne die Nachbarn als Freunde und Verbündete geht nichts", unterstrich Gauck. Krisen und Kriege, wie etwa in der Ukraine, machten bewusst, dass das Friedensprojekt Europa keineswegs eine Idee von gestern sei. Das gemeinsame Europa ist nach den Worten Gaucks keine Laune der Geschichte. "Es ist vielmehr die Institution gewordene Lehre aus der Geschichte, eine Sicherung gegen Verirrung und Verführung."

Damit dieser tiefe Sinn der europäischen Einrichtungen nicht in Vergessenheit gerate, gehöre es zu den großen Aufgaben der Gegenwart und der Zukunft, "ihn immer wieder deutlich werden zu lassen", sagte der Bundespräsident. Das Wissen über die gemeinsame Geschichte müsse an die junge Generation weitergegeben werden.