Religionswissenschafter beobachtet wachsende Islamfeindlichkeit

Religionswissenschafter beobachtet wachsende Islamfeindlichkeit
In Deutschland gibt es nach Expertenangaben eine wachsende Islamfeindlichkeit.
24.10.2014
epd
Stefanie Walter

Die Zahl der Anschläge auf Moscheen und Flüchtlingsheime sei in den vergangenen zwei Jahren stark gestiegen, sagte der Marburger Religionswissenschaftler Christoph Wagenseil dem Evangelischen Pressedienst (epd). Dabei würden zum Beispiel Schweineköpfe vor Moscheen abgelegt, Steine geworfen und Brandanschläge verübt. Strömungen, die religiösen Pluralismus ablehnten, könnten zu einem Problem für die Demokratie werden.

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Die gestiegene Islamfeindlichkeit hängt nach den Worten des Forschers möglicherweise mit der Zuspitzung der Konflikte im arabischen Raum zusammen. So steigt auch in Deutschland die Zahl der gewaltbereiten Islamisten. Laut Verfassungsschutz leben etwa 6.000 Salafisten in der Bundesrepublik. Von ihnen sind rund 800 gewaltbereit. Der Salafismus gilt als ultrakonservative Strömung im Islam. "Wir beobachten: Es sind relativ wenige Personen, die aber medial sehr wirksam in Erscheinung treten", sagte Wagenseil.

Der Salafismus werde auch "Pop-Islam" genannt, ergänzte der Religionswissenschaftler. Er sei eine "neue islamische Richtung mit sehr jungen Leuten, die hier geboren sind und die oft keine Ahnung vom traditionellen Islam ihrer Eltern haben" Salafisten werden vom Verfassungsschutz verdächtigt, junge Menschen für den Krieg in Syrien und im Irak anzuwerben. Der Behörde zufolge haben rund 400 Islamisten Deutschland verlassen, um in Syrien zu kämpfen. Eine Frage sei auch, wie die Gesellschaft mit den überwiegend sehr jungen Rückkehrern umgehen wolle, sagte der Forscher.

Wagenseil ist einer der Vorsitzenden des Religionswissenschaftlichen Medien- und Informationsdienstes (Remid) in Marburg. Der 1989 gegründete Verein will fundierte Informationen über Religionen vermitteln, um ein Klima von Akzeptanz und Anerkennung zu erzeugen. Dazu gehören Angebote für Schüler, eine Vortragsreihe "Religion am Mittwoch" und ein Netzwerk aus Experten für Workshops und Vorträge. Am 14. November begeht der Verein sein 25-jähriges Bestehen mit einer Tagung zum Thema Religionsfreiheit.