Frau Folkerts, seit 25 Jahren ermitteln Sie als "Tatort"-Kommissarin Lena Odenthal. Sind Sie stolz auf diese Leistung?
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Ulrike Folkerts: Zunächst bin ich immer wieder verwundert, dass es schon 25 Jahre sind, das ist verdammt lang, die Hälfte meines Lebens. Und natürlich bin ich stolz, denn ich habe das Gefühl, ich habe mich immer für dieses Format eingesetzt, habe auch schwierige Phasen bewältigt und den Spaß, Lena Odenthal zu spielen, nie verloren.
Hat Lena Odenthal die Krimilandschaft verändert?
Folkerts: Vielleicht kann man das von außen besser beurteilen. Subjektiv gesehen finde ich, dass der SWR mit Lena Odenthal einen neuen Frauentyp im TV kreiert hat. Lena war schon immer ein bisschen ruppig, sperrig und streitbar, sie wurde ja sogar als weiblicher Schimanski bezeichnet.
Mit Lena wurde Ende der 80er, Anfang der 90er Jahre der Typus der durchsetzungsstarken Frau auf den Bildschirm gebracht. Hat die Figur tatsächlich etwas zur Emanzipation beitragen?
Folkerts: Da bin ich mir sicher. Allein die Tatsache, wie viele Schauspielerinnen inzwischen eine Kommissarinnenrolle ausfüllen, und das auf unterschiedlichste Art. Es gibt da ganz verschiedene starke, interessante Frauentypen.
In der Jubiläumsfolge bekommt Lena eine junge Kollegin, die eine entspanntere Frauengeneration vertritt, Rock statt Jeans trägt und Familie hat. Ist Lena 25 Jahre nach ihrem Debüt ein Auslaufmodell?
Folkerts: Mir gefällt an Lena und ihrer neuen Kollegin, dass zwei verschiedene Lebensmodelle und Denkweisen aufeinandertreffen. Die beiden spiegeln eine Mutter-Tochter-Generation: Die eine denkt über das Älterwerden nach, die andere hat ihr Leben und ihre Karriere noch vor sich. Im besten Fall interessiert man sich für beide Frauen.
"Wir arbeiten alle bis zum Umfallen, Schwäche zu zeigen ist tabu"
Ein Kritiker hat Lena Odenthal einmal die "Schmerzensfrau" unter den TV-Kommissarinnen genannt, in der Jubiläumsfolge gerät die Kommissarin sogar richtig in die Krise. Wäre es nicht schön, wenn die Odenthal-Krimis etwas fröhlicher werden würden?
Folkerts: Mir gefällt ja gerade an "Blackout", dass Lena extreme Fehler macht, in eine echte Lebenskrise gerät. Das ist das Leben. Wir arbeiten alle bis zum Umfallen, Schwäche zu zeigen ist tabu, man hält durch, teilt sich nicht mit, bis zum absoluten Zusammenbruch. Und erst dann fangen wir an nachzudenken: Was ist los in meinem Leben, kann es so weiter gehen, benötige ich Hilfe? Lena hat die Chance, etwas zu verändern – und ja, warum sollte dann künftig in ihrem Leben nicht auch etwas mehr Spaß Platz haben neben Mord und Totschlag? Ich habe gar nichts gegen Verlieben, Lachen, Spaß haben mit Kollegen im tristen Polizeialltag.
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Sie waren gerade mal 28 Jahre alt, als es mit Lena losging. Kannten Sie den Tatort damals überhaupt?
Folkerts: Doch, ich kannte die Reihe bereits, und mein Lieblingskommissar war Hansjörg Felmy als Heinz Haferkamp, der immer zu seiner geschiedenen Frau zum Essen ging und mit ihr über die Fälle redete – und sie hatte echt gute Fragen an ihn.
Die "Tatort"-Rolle hat Sie zum Fernsehstar gemacht. Hat der Job für Sie denn nur Vorteile oder auch Nachteile?
Folkerts: Die Vorteile überwiegen ganz klar. In der letzten Zeit habe ich doch sehr viele unterschiedliche Rollen gespielt, das hat sich verändert, und mich machen diese unterschiedlichen Herausforderungen sehr glücklich. Ich kann also zeigen, was ich sonst noch drauf habe, man braucht nur die Chance dafür.
"Mir würde ein Leben für den Job nicht reichen"
Wie viel Ulrike Folkerts steckt überhaupt in Lena Odenthal?
Folkerts: Bis auf die verschiedenen Frisuren im Laufe der Jahre und der Sportlichkeit gibt es keine wirklichen Parallelen. Mir würde ein Leben für den Job und das Zusammenwohnen mit Kollege und Katze nicht reichen in meinem Leben.
Sie haben die einsame Wölfin aus Ludwigshafen in 25 Jahren 60 Mal gespielt. Wird das nicht irgendwann langweilig?
Folkerts: Langeweile? Nein. Zwei Mal im Jahr beschäftige ich mich für sechs bis acht Wochen mit der Rolle und dem Fall. Das ist sehr abwechslungsreich, weil wir unterschiedliche Autoren und auch Regisseure und Regisseurinnen haben. Die Arbeit bleibt spannend und es gibt unzählige tolle Begegnungen mit tollen Kollegen.
Ermittelt Lena auch in zehn Jahren noch?
Folkerts: Keine Ahnung.
Wenn Sie sich selber ein Finale für Lena ausdenken dürften, wie würde das aussehen? Fährt Sie mit ihrem Kollegen Kopper im Cabrio in den Sonnenuntergang – oder stirbt sie tragisch im Dienst?
Folkerts: Worauf wollen Sie hinaus? Ich habe mir da noch keine Gedanken gemacht, sage aber spontan: Lena wird leben, nicht sterben.
Wie gefällt Ihnen nach all der Zeit eigentlich Ihr Einsatzort, die pfälzische Chemiestadt Ludwigshafen?
Folkerts: Ludwigshafen ist besonders, eine crazy Stadt und super zum Krimidrehen, mit Hafen, Industrie, einer Multikultigesellschaft und sehr vielen Menschen, die froh sind, dass es uns gibt. Ludwigshafen ist in den letzten Jahren ein bisschen zu kurz gekommen, weil wir aus Sparmaßnahmen nur wenige Tage tatsächlich dort gedreht haben. Das soll sich in naher Zukunft wieder ändern, das freut mich sehr, denn die Stadt ist auch ein Merkmal unserer Krimis aus dieser speziellen Region.