Mit 41,5 Prozent der Stimmen verpasste die Kandidatin der gemäßigt linken Arbeiterpartei PT allerdings die absolute Mehrheit. In einer Stichwahl trifft Rousseff (66) am 26. Oktober auf den zweitplatzierten Aécio Neves von der konservativen PSDB. Neves (54) gewann nach Angaben der Wahlbehörde mit 33,5 Prozent deutlich mehr Stimmen als in Umfragen vorhergesagt.
Überraschend landete die ehemalige Umweltministerin Marina Silva mit 21,3 Prozent abgeschlagen auf dem dritten Platz. Anfang September hatte die Kandidatin der PSB in Umfragen noch vor Rousseff gelegen. Silva (56) galt als Kandidatin eines Dritten Weges zwischen PT und PSDB.
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Rousseff sprach in einer ersten Stellungsnahme von einem "großem Wahlerfolg". Die Brasilianer "sehen in meiner Politik eine Garantie für Fortschritte", erklärte die Präsidentin. Zudem versprach sie, im Falle eines Wahlsieges eine Reform des politischen Systems vorzunehmen.
Aécio Neves erklärte, das Wahlergebnis unterstreiche "den breiten Wunsch nach Veränderungen". Er forderte alle oppositionellen Kräfte auf, "gemeinsam auf einen Regierungswechsel" hinzuarbeiten. Marina Silva vermied es zunächst, eine Empfehlung für die Stichwahl in drei Wochen auszusprechen.
Die acht weiteren Kandidaten um das höchste Staatsamt kamen jeweils nicht über zwei Prozent der Stimmen hinaus. Über 140 Millionen Stimmberechtigte waren aufgerufen, neben dem Staatsoberhaupt auch die 27 Landesregierungen, das Nationalparlament und ein Drittel des Senats neu zu wählen. Im bevölkerungsreichen Industriestaat São Paulo wurde der PSDB-Politiker Geraldo Alckmin als Gouverneur bestätigt. Über den Gouverneur von Rio de Janeiro wird erst in der Stichwahl zwischen zwei Rousseff-Alliierten entschieden.
Die Beliebtheit von Präsidentin Dilma Rousseff, die seit 2011 regiert, wird auf die erfolgreiche Sozialpolitik zurückgeführt. Die Arbeiterpartei hat seit ihrer Amtsübernahme 2003 unter Ex-Präsident Luiz Inácio Lula da Silva Millionen Brasilianer aus der Armut geholt. Dieses Jahr strichen die Vereinten Brasilien erstmals von der Welthungerkarte.
Die Opposition wirft Rousseff vor allem eine verfehlte Wirtschaftspolitik vor. Die siebtgrößte Wirtschaftsnation kämpft mit einer hohen Inflation, sinkenden Wachstumsraten und einem steigenden Zahlungsbilanzdefizit. Ursache der Probleme soll Kritikern zufolge die staatliche Einflussnahme auf das Wirtschaftsgeschehen sein. Rousseff verteidigt ihren Kurs mit Verweis auf die niedrige Arbeitslosenquote sowie steigende Löhne zur Ankurbelung der Inlandsnachfrage.
Trotz Wahlpflicht im größten Land Lateinamerikas gaben 19 Prozent der Wahlberechtigten ihre Stimme nicht ab. Knapp zehn Prozent enthielten sich der Stimme oder wählten ungültig.
Rund 400.000 Polizisten und Soldaten sorgten während des Wahltages für Sicherheit. In mehreren Städten kam es zu Festnahmen wegen illegaler Wahlpropaganda. Die Wahl verlief ansonsten ohne größere Zwischenfälle.