Margot Käßmann hat sich für eine gewaltfreie Lösung im Konflikt um die radikale Miliz "Islamischer Staat" im Irak und in Syrien ausgesprochen. "Es muss auch ein Nein zu Waffenlieferungen möglich sein", sagte die ehemalige Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) dem "Kölner Stadt-Anzeiger" (Samstagsausgabe). Sie kritisierte, dass diese Antwort heute lächerlich gemacht werde.
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In einer Lage wie derzeit im Irak und in Syrien würden alle schuldig, "so oder so", sagte Käßmann. Mit dem Eintreten für Gewaltlosigkeit könne man sich an den Opfern schuldig machen. "Ich nehme aber die Option in Anspruch, schuldig zu werden, indem ich sage: keine Waffen liefern und nach anderen Wegen der Hilfe suchen." Sie verurteile niemanden, der sich für Waffenexporte oder den Einsatz militärischer Gewalt ausspreche, sagte die Theologin. Diese Position sei aber nicht die einzig richtige.
"Vielleicht müssen wir es aushalten, dass wir alle miteinander hilflos und ohnmächtig sind angesichts dieser Gewalt", sagte die frühere hannoversche Landesbischöfin, die heute als EKD-Botschafterin für das 500. Reformationsjubiläum 2017 wirbt. Sie beklagte, dass ein Eintreten für Gewaltlosigkeit heute oft als naiv oder traumtänzerisch abgetan werde. Solche Angriffe dienten nur dazu, sich die "Zumutung vom Leib zu halten", über alternative Wege nachzudenken.
Käßmann hatte zuletzt mit ihrer Äußerung viel Kritik und Spott geerntet, sie fände es gut, wenn die Bundesrepublik wie Costa Rica auf eine Armee verzichten könnte. Sie schränkte ein, ihr sei klar, dass ihre Position im Moment noch eine Utopie sei. Die frühere EKD-Ratsvorsitzende hatte sich in der Vergangenheit immer wieder kritisch zur Rolle der Bundeswehr und zu Auslandseinsätzen geäußert. Mit dem Satz "Nichts ist gut in Afghanistan" in ihrer Neujahrspredigt 2010 hatte sie eine breite Debatte über das Bundeswehr-Engagement in Afghanistan ausgelöst.