Psychologin: Kriegstrauma wird an nächste Generation weitergegeben

Foto: Getty Images/iStockphoto/uuurska
Psychologin: Kriegstrauma wird an nächste Generation weitergegeben
Viele Senioren leiden nach Einschätzung der Bonner Psychologin Cora Kepka noch stark unter den Folgen ihrer Erlebnisse im Zweiten Weltkrieg.
05.08.2014
epd
Ebba Hagenberg-Miliu

"Diejenigen, die von 1927 bis 1945 Kinder waren, erinnern sich im Alter wieder an traumatische Erlebnisse", sagte Kepka dem Evangelischen Pressedienst (epd). Teilweise geben Kriegskinder ihre Traumata nach Erfahrungen der Diplom-Psychologin an ihre eigenen Kinder weiter.

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Nach 1945 sei es hauptsächlich um Wiederaufbau und Funktionieren gegangen, es habe keine Zeit und kein Interesse gegeben, über traumatisierende Erlebnisse zu reden. "Es wurde geschwiegen, Gefühle wurden unterdrückt, Erlebtes verdrängt." Dies gelingt nach den Worten der Psychologin aber in der Regel nicht dauerhaft. Wenn nach dem Krieg geborene Kinder ihren Eltern später Fragen stellten, bemerkten sie häufig Lücken in deren Geschichten, wo Ereignisse verdrängt wurden.

Kepka bietet Gesprächskreise zu dem Thema an, an denen hauptsächlich Menschen teilnehmen, die zwischen 1955 und 1975 geboren sind. Diese sogenannten Kriegsenkel suchten oft einen Weg, um Zugang zu ihren vom Krieg traumatisierten Eltern zu finden. "Sie nehmen die emotionale Bedürftigkeit ihrer Eltern wahr und versuchen, etwas wieder gutzumachen, was gar nicht in ihrem Verantwortungsbereich liegt", sagte die Psychologin. Es gehe ihnen auch um das Begreifen der eigenen Lebensgeschichte.

Traumata könnten in die nächste Generation weitergegeben werden, erläuterte Kepka. "Das fehlende Einfühlungsvermögen in die Bedürfnisse und Nöte der eigenen Kinder, weil man ja selbst so Schlimmes erlebt hat, führt dazu, dass Kinder wenig emotionale Zuwendung bekommen", erklärte die Bonner Expertin, die auf die Behandlung von traumatischen Erlebnissen wie Gewalt-, Kriegs- oder Missbrauchserfahrungen spezialisiert ist. Häufig seien traumatisierte Menschen gefühlsmäßig abgestumpft, weil sie Angst hätten, von Erinnerungen überwältigt zu werden.

Die Psychologin rät betroffenen Familien, über die Vergangenheit zu sprechen. "Aber wenn die Eltern nicht reden wollen, sollte man das ernst nehmen, weil sie sich damit schützen", sagte Kepka. Gerade bei pflegebedürftigen Menschen besteht nach Kepkas Worten die Gefahr der Retraumatisierung. Durch die Abhängigkeit von anderen Menschen erlebten sie Ohnmachtsgefühle, die sie an Situationen aus dem Krieg erinnerten. Hilfreich können nach Erfahrung der Expertin Gesprächskreise sein, in denen sich Betroffene untereinander austauschen können.