Die tödliche Ebola-Epidemie in Westafrika droht außer Kontrolle zu geraten. Die Generaldirektorin der Weltgesundheitsorganisation (WHO), Margaret Chan, warnte am Freitag vor katastrophalen Folgen. "Dieser Ausbruch ist schneller als unsere Anstrengungen ihn zu kontrollieren", sagte Chan auf einem Ebola-Krisengipfel mit den Präsidenten Guineas, Liberias, Sierra Leones und der Elfenbeinküste in der guineischen Hauptstadt Conakry. Bisher wurden 1.323 Erkrankte erfasst, von denen 729 starben. Das Auswärtige Amt rät von Reisen in die Region ab.
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Chan zufolge handelt es sich um den bei weitem größten Ebola-Ausbruch seit der Entdeckung des Tropenfiebers 1976. Das Virus, das sich derzeit in Westafrika ausbreite, sei das tödlichste in der Familie der Ebola-Erreger. Die WHO-Chefin betonte, die internationale Gemeinschaft müsse sich verantwortlich fühlen. Sie versprach, persönlich den Kampf gegen die Epidemie zu koordinieren.
Die Ärztin räumte zugleich ein, dass die betroffenen Länder nicht genügend gerüstet seien. Es mangele kläglich an Personal, und es müssten weit mehr Mediziner eingesetzt werden als bisher. Alle betroffenen Länder brauchten nationale Reaktionspläne, die regional abgestimmt werden müssten.
Die Ebola-Fälle müssten genau lokalisiert werden und die Isolierstationen besser ausgestattet. In einigen Einrichtungen fehle es an Strom und Wasser. Am Donnerstag hatte die WHO mitgeteilt, dass für den Kampf gegen die Ebola in Westafrika 100 Millionen US-Dollar bereitgestellt werden sollten.
Ostafrikanische Länder führen Anti-Ebola-Kontrollen ein
Unterdessen riet das Auswärtige Amt von nicht notwendigen Reisen in die betroffenen Länder Liberia, Guinea und Sierra Leone ab. Neben den gesundheitlichen Gefahren warnt das Ministerium auch vor den in Liberia erlassenen Reisebeschränkungen, die medizinische Evakuierungen erschweren, verzögern oder unmöglich machen könnten. Das Auswärtige Amt stellte zur Ebola-Bekämpfung weitere 500.000 Euro zur Verfügung.
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Übertragen wird das Fieber durch direkten Körperkontakt und über Körperflüssigkeiten. Gegen die Ebola-Krankheit, die mit grippeähnlichen Symptomen beginnt und zu inneren Blutungen führt, gibt es weder Impfung noch Medikamente. Bis zu 90 Prozent der Erkrankungen verlaufen tödlich.
Die Epidemie wütet vor allem in Guinea, Sierra Leone und Liberia. Inzwischen haben auch die ostafrikanischen Länder Kenia, Äthiopien und Tansania Kontrollen an ihren internationalen Flughäfen angekündigt, um die Einschleppung des Virus zu vermeiden. In der vergangenen Woche war ein Fluggast aus Liberia nach mehreren Zwischenstopps in Nigeria nach der Landung krank zusammengebrochen.
Immer mehr medizinisches Personal steckt sich mit der tödlichen Krankheit an. In Liberia und Sierra Leone starben zwei führende Tropenmediziner. Das Hilfswerk "Ärzte ohne Grenzen" erklärte, die Epidemie sei außer Kontrolle. Es mangele an qualifiziertem Personal. Sierra Leone rief den nationalen Gesundheitsnotstand aus. Ganze Gebiete im Osten sollen unter Quarantäne gestellt werden. Liberia schloss alle Schulen und die Märkte im Grenzgebiet zu den Nachbarländern Sierra Leone und Guinea.