Was ist "Mission"?
Die Bibel: "Jesus (…) sprach zu ihnen: Mir ist gegeben alle Gewalt im Himmel und auf Erden. Darum gehet hin und machet zu Jüngern alle Völker: Taufet sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes und lehret sie halten alles, was ich euch befohlen habe. Und siehe, ich bin bei euch alle Tage bis an der Welt Ende." (Matthäus 28, 16-20)
"Mission gehört zutiefst zum Wesen der Kirche. Darum ist es für jeden Christen und jede Christin unverzichtbar, Gottes Wort zu verkünden und seinen/ihren Glauben in der Welt zu bezeugen. Es ist jedoch wichtig, dass dies im Einklang mit den Prinzipien des Evangeliums geschieht, in uneingeschränktem Respekt vor und Liebe zu allen Menschen." (Verhaltenskodex des Ökumenischen Rates der Kirchen, des Päpstlichen Rates für den Interreligiösen Dialog und der Weltweiten Evangelischen Allianz, 2011)
"Ein Christ ist von allen anderen Menschen dadurch unterschieden, er ist vor aller Welt dadurch ausgezeichnet, dass er darauf hinzuweisen, dass er dies zu bezeugen hat: der Gekreuzigte und Auferstandene ist noch unterwegs und wandert. Eigentlich müsste dieses die Geschichte der Welt wendende Ereignis in aller Welt Munde sein." (Eberhard Jüngel in seinem Einbringungsreferat zur EKD-Synode 1999)
"Mission ist Werbung für die Schönheit eines Lebenskonzeptes. Ich teile mit anderen, was ich schön finde." (Fulbert Steffensky)
Aus den Grundsätzen der Diakonie, die früher auch "Innere Mission" genannt wurde: "Unser Glaube spricht durch Taten. Er zeigt sich in der Art, wie wir tun, was wir tun. Wir geben weiter, was wir von Gott empfangen. Es ist das Besondere christlicher Auferstehungshoffnung, Bruchstückhaftigkeit als Teil und Kennzeichen menschlichen Lebens anzunehmen. Wir leben in der Gewissheit, dass Gottes Wort uns mit der Hoffnung auf Überwindung allen Leides und des Todes dann aufrichtet, wenn wir am Ende sind."
Wer missioniert? Christen oder Gott selbst?
Die Bibel: "Und er rief die Zwölf zu sich und fing an, sie auszusenden je zwei und zwei, und gab ihnen Macht über die unreinen Geister und gebot ihnen, nichts mitzunehmen auf den Weg als allein einen Stab, kein Brot, keine Tasche, kein Geld im Gürtel, wohl aber Schuhe, und nicht zwei Hemden anzuziehen. Und er sprach zu ihnen: Wo ihr in ein Haus gehen werdet, da bleibt, bis ihr von dort weiterzieht. Und wo man euch nicht aufnimmt und nicht hört, da geht hinaus und schüttelt den Staub von euren Füßen zum Zeugnis gegen sie. Und sie zogen aus und predigten, man solle Buße tun, und trieben viele böse Geister aus und salbten viele Kranke mit Öl und machten sie gesund." (Markus 6, 7-13)
"Jesus Christus ist der Zeuge schlechthin. Christliches Zeugnis bedeutet immer, Anteil an seinem Zeugnis zu haben, das sich in der Verkündigung des Reiches Gottes, im Dienst am Nächsten und in völliger Selbsthingabe äußert, selbst wenn diese zum Kreuz führen. So wie der Vater den Sohn in der Kraft des Heiligen Geistes gesandt hat, so sind Gläubige mit der Sendung beauftragt, in Wort und Tat die Liebe des dreieinigen Gottes zu bezeugen." (Verhaltenskodex des Ökumenischen Rates der Kirchen, des Päpstlichen Rates für den Interreligiösen Dialog und der Weltweiten Evangelischen Allianz, 2011)
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Zum Begriff "Missio Dei", Mission Gottes: "Im Unterschied zu ekklesiozentrischen Missionskonzeptionen soll der dreieinige Gott als das eigentliche 'Subjekt' von Mission begriffen werden: Er ist Sendender und Gesandter zugleich, und die Kirche wird in sein weltumspannendes Heilshandeln hineingenommen; d.h. sie ist nicht selbst Subjekt, Ursprung oder Ziel der Mission (…). Sie erkennt an, dass Gott selbst in seiner Welt unterwegs ist. 'Mission' als Inbegriff göttlichen Handelns eröffnet eine Weltzugewandtheit und ein umfassendes christliches Engagement in Solidarität mit Armen und Entrechteten." (Religion in Geschichte und Gegenwart, 4. Auflage)
"Jeder Christ ist an seinem Platz ein Botschafter Jesu Christi - ob Mann oder Frau, alt oder jung, im Berufsleben oder beim alltäglichen Gespräch auf der Straße, in öffentlichen Ämtern oder im persönlichen Kontakt. Die größeren missionarischen Chancen liegen heute vielleicht gerade auf dieser Ebene." (Kundgebungsentwurf zur EKD-Synode in Leipzig 1999)
Was ist das Ziel von Mission? Geht es um das Seelenheil der einzelnen Menschen - oder darum, dass Kirchen voll werden?
Die Bibel: "Denn ich schäme mich des Evangeliums nicht; denn es ist eine Kraft Gottes, die selig macht alle, die daran glauben, die Juden zuerst und ebenso die Griechen." (Paulus in Römer 1,16)
"Es geht um eine Einstellungsänderung – Menschen sollen glauben, sich als Christen erfahren, sie sollen so gerettet werden und selig werden." (Eberhardt Hauschildt im Lesebuch zur Vorbereitung der EKD-Synode in Magdeburg)
"Es geht darum, dass Menschen der Liebe Gottes in Jesus begegnen und dadurch verändert werden. Das hat insofern mit 'Seelenheil' zu tun, als Evangelium Beziehungen heilt - Beziehungen zu Gott, zueinander, zu sich selbst und zur Schöpfung. Wenn Kirchen sich füllen, dann dort, wo eine Sehnsucht nach Gott und nach Gemeinschaft entsteht. Volle Kirchen sind kein Selbstzweck, aber häufig ein Zeichen von Suche, Interesse und beginnendem Glauben." (Hans-Hermann Pompe, Leiter des EKD-Zentrums Mission in der Region)
"Wir wollen Menschen dafür gewinnen, dass sie sich mit ihrem Leben festlegen und eine Bindung eingehen: die Bindung im Glauben an Jesus Christus und darum auch die Bindung an die Kirche als die Gemeinschaft der Glaubenden. (…) Die Kirche will Mitglieder gewinnen. Dies sprechen wir ohne Scheu aus. Dafür setzen wir uns kräftig ein. Eine Kirche, die den Anspruch, wachsen zu wollen, aufgegeben hat, ist in der Substanz gefährdet." (Kundgebungsentwurf zur EKD-Synode in Leipzig 1999)
"Nicht das objektive Kleinerwerden unserer Volkskirche ist das eigentliche Problem, sondern die damit allzu oft verbundene innere Haltung der Resignation. Nicht eine kleiner werdende Kirche ist in der Substanz gefährdet, wohl aber eine Kirche, die den Anspruch wachsen zu wollen, aufgegeben hat. Damit ist die Frage nach dem Wachsenwollen letztlich eine theologische Frage und eine Frage nach unserem Vertrauen in Gottes Güte." (Axel Noack im Lesebuch zur Vorbereitung der EKD-Synode in Magdeburg)
Wie betrachten die christlichen Kirchen heute die Missionierung Andersgläubiger?
Die Bibel: "Paulus aber stand mitten auf dem Areopag und sprach: Ihr Männer von Athen, ich sehe, dass ihr die Götter in allen Stücken sehr verehrt. Ich bin umhergegangen und habe eure Heiligtümer angesehen und fand einen Altar, auf dem stand geschrieben: Dem unbekannten Gott. Nun verkündige ich euch, was ihr unwissend verehrt. Gott, der die Welt gemacht hat und alles, was darin ist, er, der Herr des Himmels und der Erde, wohnt nicht in Tempeln, die mit Händen gemacht sind. (…)." (Apostelgeschichte 17, 22-24)
"Christliches Zeugnis in einer pluralistischen Welt umfasst auch den Dialog mit Menschen,
die anderen Religionen und Kulturen angehören." (Verhaltenskodex des Ökumenischen Rates der Kirchen, des Päpstlichen Rates für den Interreligiösen Dialog und der Weltweiten Evangelischen Allianz, 2011)
"Der missionarische Auftrag und die missionarische Praxis der Kirche heute stehen, ob wir es wollen oder nicht, im Schatten früherer Perioden der Christentums- und Kirchengeschichte. Die pauschale Diskreditierung der Geschichte der christlichen Mission ist ungerechtfertigt. Sie wird gerade von den Menschen in den einstigen Missionsgebieten Afrikas oder Asiens selbst zurückgewiesen. Die christliche Mission vergangener Jahrhunderte hat segensreiche Auswirkungen gehabt, die bis heute spürbar sind. Inzwischen hat sich das Verständnis des missionarischen Auftrags von innen heraus tiefgreifend verändert. Mission behält die Absicht, den anderen zu überzeugen, d.h. mitzunehmen auf einen Weg, auf dem die Gewissheit des christlichen Glaubens seine eigene Gewissheit wird. Aber sie tut dies in Demut und Lernbereitschaft." (Kundgebungsentwurf zur EKD-Synode in Leipzig 1999)
Kann man rational denkende moderne Menschen überhaupt "missionieren"?
"Niemand will gerne missioniert werden: Das klingt nach Enge und Aufdrücken. Aber die meisten wollen, dass ihr Leben samt ihren Beziehungen gelingt. Und wir sind überzeugt, dass eine gelingende Gottesbeziehung elementar mit gelingendem Leben zu tun hat. Rationale Menschen brauchen oft einen Trümmerräumdienst guter Argumente, der ihnen hilft, jenseits ihrer Zweifel einen ersten Kontakt mit der Möglichkeit Gottes aufzubauen." (Hans-Hermann Pompe, Leiter des EKD-Zentrums Mission in der Region)
"Es braucht eine Antwort des Glaubens, die auf die tiefen Verlusterfahrungen und Ängste zu antworten weiß. Und es braucht eine Antwort, die so zu sprechen weiß, dass Menschen es wirklich verstehen, dass sich ihnen Gott in Jesus Christus als Wahrheit, Tiefe und Geheimnis des Lebens erschließt und sie so 'fröhlich ihre Straße ziehen können'. Dass sie so – trotz und in allen Krisen- und Katastrophenerfahrungen unserer Zeit – getrost in ihre Alltagswelt zurückkehren und vor Gott und für Menschen verantwortlich handeln. Dass sie gestärkt und geführt durch Gottes lebendiges Wort in ihrem Alltag Wege der Gerechtigkeit gehen und Barmherzigkeit üben." (Nikolaus Schneider im Lesebuch zur Vorbereitung der EKD-Synode in Magdeburg)
"Wenn die Menschen nicht mehr zur Kirche kommen, muss die Kirche zu den Menschen gehen und mit ihrer guten Botschaft in den Lebenszusammenhängen der dem Glauben ferngerückten oder gar entfremdeten Menschen gegenwärtig sein. Wer sich als Christ auf den Weg macht, um den Menschen nahezukommen, die dem Glauben und der Kirche fernstehen, muss die eingefahrenen Wege verlassen, den Mut zum Experiment haben, eine neue Sprache probieren." (Kundgebungsentwurf zur EKD-Synode in Leipzig 1999)
"Mission ist nicht nur nötig, sie ist auch möglich, auch unter den erschwerten Bedingungen einer sich fortschreitend säkularisierenden, multikulturellen und multireligiösen Gesellschaft." (Zentrum für Mission in der Region)
Wie geht Mission ganz praktisch?
"Gespräche im kleinen Rahmen waren es, die die Ausbreitung des Christentums in alter Zeit in erster Linie gefördert haben. (…) 'Missionare' und 'Missionarinnen' in einem üblichen Sinne waren die Frauen und Männer, die den Anstoß zu den Konversionen gegeben haben, in aller Regel nicht. Es war, wenn Sie so wollen, eine Mission ohne Missionare. Eine Mission durch das selbstbewusste Eintreten der Christinnen und Christen für ihren Glauben und ihre Lebensführung." (Wolfgang Reinbold im Lesebuch zur Vorbereitung der EKD-Synode in Magdeburg)
"Zum einen geht es beim Bekennen und Bezeugen des Glaubens immer um Erzählungen – Erzählungen aus dem eigenen Leben, Erzählungen von persönlichen Begegnungen mit dem lebendigen Wort Gottes. Das Erzählen von dem eigenen biographischen Glaubens-Weg kann für andere ein Beispiel und ein Anreiz sein, mehr über diesen Glauben erfahren zu wollen. Zum anderen aber – und das halte ich für mindestens genauso wichtig – geht es darum, 'die Menschen innerhalb und außerhalb der Kirche als Gesprächspartner und -partnerinnen wahrzunehmen, neugierig und offen zu sein für das, was sie zu sagen haben.' Diesen beiden Perspektiven – das Erzählen und das Wahrnehmen – scheinen mir bis heute zwei wichtige Grundkategorien christlichen Missionierens zu sein – gerade auch in unserem eigenen Land." (Nikolaus Schneider im Lesebuch zur Vorbereitung der EKD-Synode in Magdeburg)
"Personen sind entscheidend für den Glaubenswe . Für fast alle Befragten waren Freunde und Bekannte (84%), der Pfarrer/die Pfarrerin (88%), ehrenamtliche Gemeindeglieder (63%) und nahe Angehörige (Ehepartner, Mutter, eigene Kinder zu je 53%) wichtig für den gesamten Glaubensweg." (Studie "Wie finden Erwachsene zum Glauben?" im Lesebuch zur Vorbereitung der EKD-Synode in Magdeburg)
Funktioniert Mission durch Aktionen, Predigten und Gespräche - oder durch das Wirken des Heiligen Geistes?
Die Bibel: "Der Wind bläst, wo er will, und du hörst sein Sausen wohl; aber du weißt nicht, woher er kommt und wohin er fährt. So ist es bei jedem, der aus dem Geist geboren ist." (Johannes 3,8)
"Damit wir zu diesem Glauben kommen, hat Gott das Predigtamt eingesetzt, das Evangelium und die Sakramente gegeben. Durch diese Mittel gibt Gott den Heiligen Geist, der bei denen, die das Evangelium hören, den Glauben schafft, wo und wann er will. (…)" (Artikel 5 des Augsburger Bekenntnisses)
"Wir brauchen (…) alle Kompetenz und alle Kraft, die wir aufbieten können. Dabei vertrauen wir darauf: 'Wir sind es doch nicht, die da die Kirche erhalten könnten. Unsere Vorfahren sind es nicht gewesen. Unsere Nachfahren werden's auch nicht sein; sondern der ist's gewesen, ist's noch und wird's sein, der da sagt: Ich bin bei euch alle Tage.' (Martin Luther)." (Kundgebungsentwurf zur EKD-Synode in Leipzig 1999)
"Von Gott aus gesehen: Mission ist ein Ergebnis des Heiligen Geistes. Aber Gott bedient sich gerne der Menschen, ihres Lebens, ihrer Geschichten, auch guter kirchlicher Veranstaltungen. Beides wirkt zusammen - Luther soll gesagt haben: 'Man muss beten, als ob alles Arbeiten nichts nützt, und arbeiten als ob alles Beten nichts nützt.'" (Hans-Hermann Pompe, Leiter des EKD-Zentrums Mission in der Region)
Muss man etwas wissen, um glauben zu können? Was hat Mission mit Bildung zu tun?
"Der Weg zum Glauben muss ebenso als Bildungsaufgabe verstanden werden wie das Bleiben und Wachsen im Glauben" (Wolfgang Huber im Lesebuch zur Vorbereitung der EKD-Synode in Magdeburg)
"Wer an der Situation, dass immer weniger Menschen etwas über die Feste oder Inhalte des christlichen Glaubens wissen, etwas ändern will, muss allen Interessierten dafür auch die Möglichkeit geben, die Inhalte des Glaubens für sie angemessen kennen zu lernen. Außerdem machen wir die Erfahrung, dass sich viele Menschen der Kirche und dem Glauben mittlerweile nicht mehr nur aus kritischer Distanz, sondern mit ganz unbefangener Neugier zuwenden." (Katrin Göring-Eckardt im Lesebuch zur Vorbereitung der EKD-Synode in Magdeburg)
Die Bibel: "… und lehret sie halten alles, was ich euch befohlen habe." (Matthäus 28, 20)
"Zum Glauben Können setzt christliche Mission ein Minimum an Information voraus, sonst hat ein Mensch keine Chance zu reagieren: Ich kann nicht jemand vertrauen, von dem ich nichts weiß. Missionare haben auch deshalb fast immer Schulen und andere Bildungseinrichtungen eingeführt, weil Bildung zum Ziel hat den Menschen als 'Bild Gottes' lebenstüchtig zu machen." (Hans-Hermann Pompe, Leiter des EKD-Zentrums Mission in der Region)
"Bildung ist weit mehr als nur Erwerb von Wissen. In umfassendem Sinne kann Bildung verstanden werden als Befähigung zum Menschsein. Christliche Bildung oder Glaubensbildung ist Bestandteil einer theologisch verstandenen Bildung, die den Menschen als Wesen versteht, das darauf angelegt ist, in der Gemeinschaft mit Gott zu leben." (Johannes Zimmermann im Lesebuch zur Vorbereitung der EKD-Synode in Magdeburg)