Zentrum für Islamische Studien startet im Herbst

Zentrum für Islamische Studien startet im Herbst
Wenn zum Wintersemester das erste vom Bund geförderte Zentrum für Islamische Theologie seinen Lehrbetrieb aufnimmt, werden etliche Studienbewerber leer ausgehen. Denn der Andrang in Tübingen ist größer als erwartet. Auf 40 ausgeschriebene Studienplätze haben sich 70 Studenten beworben.
29.08.2011
Von Barbara Schneider

Auch an anderen Universitäten, die sich im Auswahlverfahren für den Aufbau von Zentren für Islamische Studien durchgesetzt haben, ist das Interesse an der Ausbildung groß. Bundesweit sollen in den nächsten Jahren vier Zentren für Islamische Theologie entstehen. Neben Tübingen sind das die Doppelstandorte Osnabrück/Münster, Erlangen/Nürnberg und Frankfurt/Gießen, die allesamt 2012 an den Start gehen.

An den Hochschulen finanziert der Bund für die nächsten fünf Jahre Professuren, Mitarbeiterstellen sowie den wissenschaftlichen Nachwuchs. Insgesamt rund 18 Millionen Euro sollen nach Angaben des Bundesbildungsministeriums in diese Standorte fließen.

Münster: Seit 2004 Ausbildung für Islamunterricht

Mit dem Aufbau Islamischer Zentren soll eine Lücke geschlossen werden: Rund 2000 islamische Religionslehrer, so die Schätzung des Ministeriums, werden in den nächsten Jahren für die rund 700.000 muslimischen Schüler gebraucht. Dann nämlich, wenn der islamische Religionsunterricht aus der Pilotphase heraustritt und ordentliches Lehrfach an den Schulen in den Bundesländern wird. Darüber hinaus sollen an den Zentren auch Imame, muslimische Sozialarbeiter und der wissenschaftliche Nachwuchs ausgebildet werden.

Und so hatte der Wissenschaftsrat, der das Bundesministerium mit Blick auf die Universitätsausbildung berät, einen Studienaufbau vorgeschlagen, der der christlichen Theologie an den Hochschulen in Deutschland sehr ähnlich ist: Neben einem exegetischen Fach sind hier unter anderem die Fächer systematische Theologie, historische Theologie und praktische Theologie vorgesehen. Die Universität Erlangen kündigte beispielsweise an, zum Sommersemester 2012 drei Professoren zu berufen - für Koranwissenschaften, Ethik sowie Religions- und Glaubenslehre.

Nicht alle Universitäten beginnen bei Null. In Frankfurt und Erlangen, aber auch in Münster greifen die Zentren für Islamische Theologie auf eine bestehende Infrastruktur zurück. Schon 2004 richtete die Universität Münster als erste in Deutschland einen Lehrstuhl für "Religion des Islam" und die Islamlehrer-Ausbildung in Deutschland ein. Der islamische Theologe Mouhanad Khorchide bildet hier derzeit 43 Studenten zu Religionslehrern aus.

Einen Monat vor Semesterbeginn: Wer unterrichtet?

Dass das Interesse an dem neuen Islamischen Zentrum bundesweit groß ist, bekommt Khorchide an seinem Institut schon heute zu spüren. "In Münster haben wir jetzt schon viele Nachfragen", sagt er und ergänzt mit Blick auf die Kapazitäten für den im kommenden Jahr beginnenden Studiengang: "300 bis 400 Studenten könnten wir aufnehmen."

Dagegen steckt das Islamische Zentrum Tübingen noch in den Kinderschuhen. Gut einen Monat vor Semesterbeginn dringt über den Lehrinhalt wenig nach draußen. Ein Vorlesungsverzeichnis gibt es noch nicht und auch im Internet lässt sich noch nichts über die Unterrichtsfächer in Erfahrung bringen. Das liegt freilich auch am noch fehlenden Lehrpersonal: Noch ist unklar, wer in Tübingen unterrichten soll. Die Berufungsverfahren für die ersten Professorenstellen befinden sich in den letzten Zügen. Nach Angaben des Universitätssprechers wird eine Entscheidung nicht vor Mitte September bekanntgegeben. 

epd