"Ändert sich unser Leben maßgeblich, dann hat das auch Auswirkungen auf unsere eigentlich stabile Persönlichkeit", erklärte die Diplom-Psychologin Jule Specht, Mitautorin einer Studie der Universitäten Münster, Mainz und Leipzig. Die Ergebnisse zeigten, dass die Persönlichkeit insbesondere bis 30 und ab 70 bedeutenden Veränderungen unterliege. Für ihre Studie nutzten die Psychologen die Datenbasis des "Sozio-oekonomischen Panels" (SOEP) des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung in Berlin, eine der ältesten und größten Längsschnittstudien privater Haushalte.
So würden junge Erwachsene mit dem Eintritt in den Beruf deutlich gewissenhafter, heißt es in der Mitteilung der Universität Münster. Diese Gewissenhaftigkeit halte allerdings nur bis zur Rente an. Auch nehme nach einer Eheschließung die Offenheit für neue Erfahrungen ab und steige nach einer Trennung - zumindest bei den Männern - wieder an. An fast 15.000 Testpersonen war 2005 und 2009 untersucht worden, wie sich besondere Ereignisse auf den Charakter auswirken.
Starre Charakterzüge gibt es nicht
Die Eigenschaften eines Menschen seien also nicht, wie früher häufig angenommen, starre Charakterzüge, sondern die Persönlichkeit könne sich im Laufe eines Lebens ändern, heißt es in der Studie. Sie erschien im aktuellen "Journal of Personality and Social Psychology", einer wissenschaftlichen Zeitschriften für den Bereich der Persönlichkeits- und Sozialpsychologie. Untersucht wurden fünf zentrale Persönlichkeitsmerkmale: emotionale Stabilität, Extraversion (etwa Geselligkeit), Offenheit für Erfahrungen, Verträglichkeit und Gewissenhaftigkeit.
Im Allgemeinen habe die im Kindesalter entwickelte Persönlichkeit noch Auswirkungen auf das Verhalten im Erwachsenenalter", erläuterte Specht. Umgekehrt habe aber auch die Persönlichkeit eines Menschen Einfluss darauf, ob bestimmte Lebensereignisse auftreten oder nicht. "Unsere Persönlichkeit äußert sich in unserem Denken und Handeln, deshalb erleben Menschen mit unterschiedlicher Persönlichkeit auch verschiedene Ereignisse", sagte die Psychologin.
