SPD-Fraktionsgeschäftsführer Thomas Oppermann sagte der Zeitung "Bild am Sonntag", der Papst werde im Bundestag keinen Gottesdienst abhalten, sondern über aktuelle weltpolitische Fragen sprechen. "Ich freue mich auf die Rede des Papstes. Dadurch wird in keiner Weise infrage gestellt, dass unser Staat religiös und weltanschaulich neutral ist", betonte Oppermann. Es sei aber jedem Abgeordneten freigestellt, an der Veranstaltung teilzunehmen.
Schwanitz, der Sprecher der Arbeitsgruppe "Laizisten in der SPD" ist, hat einem Bericht der "Rheinischen Post" (Samstagsausgabe) zufolge den 146 Mitgliedern der SPD-Fraktion den Entwurf einer Erklärung geschickt, in der zum Boykott der Papst-Rede aufgerufen wird. Dem Oberhaupt der katholischen Kirche wird darin "Missionierung" und eine Mitschuld an der Unterdrückung von Millionen Menschen vorgeworfen.
"Wir lehnen die dem Papst eröffnete Möglichkeit einer Rede vor dem Bundestag ab und werden uns an diesem Ereignis nicht beteiligen", heißt es in dem Entwurf, der der Zeitung vorliegt. Die Papst-Rede sei mit dem "Grundsatz der religiösen Neutralität des Staates unvereinbar." Der Bundestag werde als "schmückendes Beiwerk" missbraucht. Das Parlament sei kein Ort der "religiösen Missionierung", schreibt Schwanitz.
In dem Anschreiben betont der Abgeordnete, dass "weitere Mitglieder der SPD-Bundestagsfraktion nicht bereit sein werden, als Auditorium für die Plenarrede des Papstes zur Verfügung zu stehen".
Der Papst besucht vom 22. bis 25. September Deutschland. Stationen seiner Reise sind Berlin, das Bistum Erfurt und Freiburg. Die viertägige Reise ist der erste offizielle Besuch von Benedikt XVI. in seiner deutschen Heimat. 2005 war er beim Weltjugendtag in Köln zu Gast. Seine Reise nach Bayern im Jahr darauf hatte er als privat bezeichnet.