Beherzter Streiter: Zum Tod von Fritz Raff

Beherzter Streiter: Zum Tod von Fritz Raff
Er hat in seinem Berufsleben viele Kämpfe geführt und viele Krisen überstanden. Als Intendant des Saarländischen Rundfunks (SR) musste er permanent das Überleben der zweitkleinsten ARD-Anstalt sichern. Den Kampf gegen seine schwere Krankheit hat er nun verloren: Fritz Raff ist am Donnerstag im Alter von 62 Jahren in Saarbrücken gestorben. Die ARD verliert mit ihm einen Menschen, der mit seiner geradlinigen Art und seinem Humor in der Medienbranche geschätzt war.
28.01.2011
Von Michael Ridder

Nach dem Ende seiner zweijährigen Amtszeit als ARD-Vorsitzender in den Jahren 2007 und 2008 waren seine öffentlichen Auftritte selten geworden. Viele vermissten den Diplom-Verwaltungswirt aus Saarbrücken, der in einer medienpolitisch turbulenten Zeit für seinen Senderverbund und für das öffentlich-rechtliche System gestritten hatte. Ob Gebührenklage, Drei-Stufen-Test oder neue Medienrichtlinien der EU: Raff, der nach eigener Aussage "keine Angst vor der Rampe" hatte, nahm beherzt jede Auseinandersetzung auf den Medienpodien und in den politischen Hinterzimmern der Republik an.

Sein offener Kommunikationsstil trug dem "Napoleon der ARD", wie ihn das "Handelsblatt" wegen seiner Körpergröße einmal titulierte, auch die Sympathien der Journalisten zu. Sie würdigten seine Leistung, als Chef eines kleinen Hauses den großen Tanker ARD durch schweres Gewässer zu steuern - es war das erste Mal, dass der ARD-Vorsitzende nicht von einer der großen Anstalten kam. Dabei hatte Raff erst kurz zuvor mit dem ARD-Schleichwerbeskandal im Jahr 2005, in den auch die inzwischen aufgelöste SR-Tochter Telefilm Saar verwickelt war, eine äußerst kritische Phase überstehen müssen.

SPD-Oberbürgermeister

Seine berufliche Karriere begann Raff 1971 als Geschäftsführer des Südwestdeutschen Journalisten-Verbandes in Stuttgart. Sechs Jahre später wurde er Hauptgeschäftsführer des Deutschen Journalisten-Verbandes in Bonn. Von 1985 bis 1990 unternahm er einen Ausflug in die Kommunalpolitik und wirkte als SPD-Oberbürgermeister der Kreisstadt Mosbach in Baden-Württemberg. 1990 wurde Raff Verwaltungsdirektor und 1994 zusätzlich stellvertretender Intendant des SR.

1996 wurde er vom SR-Rundfunkrat als Nachfolger von Manfred Buchwald zum Intendanten gewählt. Von Beginn an war er mit der Herausforderung konfrontiert, seinen Sender auf eine solide finanzielle Basis zu stellen und zugleich dessen Eigenständigkeit zu wahren - eine Aufgabe, die für das Selbstverständnis des Saarlands eine große Bedeutung hat. Raff setzte auf mehreren Ebenen an, indem er die Kosten reduzierte und die Stellenzahl von 824 im Jahr 1993 auf aktuell 563 senkte, aber auch eine kontinuierliche Modernisierung des SR-Funkhauses vornahm.

Wichtige Kooperationen

Auch die für einen kleinen Sender enorm wichtigen Kooperationen mit anderen ARD-Anstalten trieb Raff voran, vor allem mit dem benachbarten SWR. Im Hörfunkbereich verstärkte er die Zusammenarbeit mit dem Deutschlandradio. Mit diesem Engagement erwarb er sich das Vertrauen der Aufsichtsgremien des Senders: 2005 wurde er nahezu einstimmig für eine dritte Amtszeit wiedergewählt, die am 31. Juli 2012 abgelaufen wäre.

epd