Präses Schneider: Religionsfreiheit konsequent einfordern

Präses Schneider: Religionsfreiheit konsequent einfordern
Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) Nikolaus Schneider hat an die Politik appelliert, Religionsfreiheit jederzeit konsequent einzufordern. Unions-Politiker erneuerten ihre Forderung nach Religionsfreiheit und einem Ende von Christenverfolgungen weltweit.

Schneider sagte der "Passauer Neuen Presse" (Dienstag) angesichts des islamistischen Selbstmordanschlags auf koptische Christen im ägyptischen Alexandria: "Die Bundesregierung hat sich immer wieder deutlich und unmissverständlich für Religionsfreiheit und den Schutz christlicher Minderheiten in arabischen Ländern ausgesprochen. Diesen Weg sollte sie weitergehen."

Schneider mahnte nach dem Attentat mit mehr als 20 Todesopfern zur Mäßigung. "Wir dürfen auf Gewalt nicht mit Gewalt reagieren. Ich bete dafür, dass auch die koptisch-orthodoxen Christen diese Haltung einnehmen können." Der "Frankfurter Rundschau" (Dienstag) sagte der EKD-Ratschef, die Lage von Christen im Nahen Osten sei besorgniserregend. "Es ist leider so, dass Christen dort um ihr Leben fürchten müssen." Die staatlichen Autoritäten in Ägypten forderte Schneider auf, nun ernsthaft etwas zum Schutz der Kopten zu tun. "In Ägypten ist das Problem in der Vergangenheit nicht ernst genug genommen worden." Nach dem Anschlag scheine aber die "politische Elite nun aufzuwachen".

Kopten-Bischof: Politiker hätten nur "blumige Statements"

In Alexandria waren in der Neujahrsnacht mehr als 20 Menschen gestorben, als ein Selbstmordattentäter sich vor der christlichen Kirche in die Luft sprengte. Kanzlerin Angela Merkel appellierte am Montag an Ägyptens Präsident Husni Mubarak, solche Attentate künftig zu verhindern.

Der Bischof der Kopten in Deutschland, Anba Damian, kritisierte die Reaktionen deutscher Politiker auf das Attentat als oberflächlich und enttäuschend. Von ihnen seien nur "blumige Statements" zu hören, sagte Damian. Es müsse nun endlich über konkrete Folgen aus dem Terrorakt gesprochen werden, erklärte der Bischof, ohne seine Forderung zu präzisieren.

Unions-Fraktionschef Volker Kauder (CDU) sagte der "Passauer Neuen Presse" (Dienstagsausgabe), die ägyptische Regierung müsse Christenverfolgung mit aller Entschiedenheit verhindern und alles daran setzen, Christen zu schützen.

Der Vorsitzende des Innenausschusses im Bundestag, Wolfgang Bosbach (CDU), forderte einen stärkeren Druck auf das Land: "Die Bundesregierung muss diplomatischen Druck auf Ägypten ausüben. Sie muss verlangen, dass die Schutzpflicht des Staates gegenüber religiösen Minderheiten nicht nur verbal, sondern real ausgeübt wird", sagte Bosbach der Tageszeitung "Die Welt" (Dienstagsausgabe).

Grüne: Entwicklungshilfe pauschal stoppen "nicht richtig"

Der frühere EU-Parlamentspräsident Hans-Gert Pöttering (CDU) sagte der "Neuen Osnabrücker Zeitung" (Dienstagsausgabe), dem Terror radikaler Islamisten müsse durch eine systematische internationale Zusammenarbeit zwischen den Sicherheitskräften begegnet werden. Die Sicherheitsbehörden in Ägypten müssten alles Mögliche unternehmen, um Christen und andere Minderheiten zu schützen und die Religionsfreiheit zu garantieren, betonte der Politiker, der im EU-Parlament die Arbeitsgruppe "Naher Osten" leitet: "Der Terrorismus, der aus dem islamischen Glauben begründet wird, darf keine Chance haben."

Zurückhaltend äußerte sich Pöttering zu Forderungen, die Entwicklungshilfe in Ländern mit Christenverfolgung zu stoppen. "Mit einem Rundumschlag diese Fragen zu beantworten, halte ich nicht für richtig", sagte er. Der Vorsitzende der Grünen, Cem Özdemir, nannte die Forderungen in der "Welt" reflexhaft. Im ARD-"Morgenmagazin" warnte er davor, mit einer Streichung von Entwicklungshilfe jene Menschen zu treffen, die auf die Unterstützung angewiesen seien.

Polizeischutz für koptische Gemeinden in Deutschland

Auch Unions-Fraktionschef Kauder sagte, Sanktionen würden nicht weiterhelfen. "Entwicklungshilfe sollte vielmehr gezielt zur Förderung von christlichen Projekten in Ländern eingesetzt werden, in denen Christen unter Druck stehen", schlug der CDU-Politiker vor.

Bischof Damian äußerte sich besorgt über Terrordrohungen gegen die rund 6.000 Kopten in Deutschland. Anschlagspläne, die unter anderem im Internet kursierten, hätten "einen gewissen Glaubwürdigkeitsgehalt", erklärte der Bischof im Deutschlandfunk. Auf mögliche Terrorakte während des koptischen Weihnachtsfestes in der Nacht von Donnerstag zu Freitag seien die Kopten von der deutschen Polizei aufmerksam gemacht worden. Die koptisch-orthodoxe Gemeinde in Frankfurt wird ihren Gottesdienst in der Christnacht unter Polizeischutz feiern.

epd/dpa