Ab wann ist man im Fußball ein ganz Großer? Für Wolf-Dieter Poschmann ist die Sache sonnenklar: "Er ist ein Superstar. Er fährt sieben bis acht Autos", sagte das Reporter-Urgestein des ZDF mal über den englischen Kicker David Beckham. Béla Réthy, der wie Poschmann bei der Fußball-Weltmeisterschaft in Südafrika (11.6. – 11.7.) wieder als fachkundiger Kommentator vor dem Mikrofon sitzen wird, erfand dagegen im WM-Sommer 2006 in Deutschland für den französischen Ballzauberer Zinédine Zidane den verblüffenden Superlativ "weltbester Fußballer der Welt". Nur zwei von zahlreichen Flachpässen, mit denen sich "Poschi", Réthy, aber auch andere Reporter, die bei der WM in Südafrika zum Einsatz kommen, verbal schon ins Abseits geschossen haben – lustige Schnitzer, peinliche Sprüche und komische Versprecher, im Internet aufbewahrt für die Ewigkeit.
Ein Meister in dieser Disziplin ist fraglos Gerhard Delling, der auch bei dieser WM wieder gemeinsam mit Günter Netzer im Ersten Spiele analysieren darf. "Die Luft, die nie drin war, ist raus aus dem Spiel", sagte er einmal angesichts eines langweiligen Matches, ein andermal konstatierte er kühl: "Das einzige, was sich nicht geändert hat, ist die Temperatur – es ist kälter geworden." Schön auch dieser Delling-Spruch, der in keinem Internet-Forum zu Reporter-Peinlichkeiten fehlen darf: "Wenn man ihn jetzt ins kalte Wasser schmeißt, könnte er sich die Finger verbrennen."
Runde Leistung rundet Spiel ab
Doch auch Dellings trockener Co-Moderator und knorriger Widerpart Günter Netzer, für den die WM sein letzter Einsatz als Fußball-Experte für die ARD ist, sorgte schon des Öfteren für Heiterkeit: "Ich hoffe, dass die deutsche Mannschaft auch in der zweiten Halbzeit eine runde Leistung zeigt, das würde die Leistung abrunden", gab der frühere Weltklasse-Kicker mal zum Besten, ein anderes Mal analysierte er messerscharf: "Da haben Spieler auf dem Platz gestanden, gestandene Spieler."
Berühmt ist Béla Réthys unnachahmliche Beschreibung eines kolumbianischen Spielers mit blondiertem Wuschelkopf: "Das da vorn, was aussieht wie eine Klobürste, ist Valderrama" oder seine verblüffende Erkenntnis: "Der Oberarm gehört zur Hand." Merkwürdig auch eine andere Feststellung des ZDF-Reporters, der am 11. Juli das Finale kommentieren darf, die er einmal während eines Spiels der portugiesischen Nationalmannschaft machte: "Portugal spielt heute mit sechs Ausländern." Beim Thema Portugal geriet auch Wolf-Dieter Poschmann schon arg ins Schlingern: "Wir erinnern uns: Gegen Portugal gab es schon mühevolle Unentschieden und Remis-Spiele" – doppelt genäht hält einfach besser.
Kollege Thomas Wark, in Südafrika ebenfalls für das ZDF im Einsatz, offenbarte nach einem aufregenden Spiel, dass er es mit der Uhr nicht immer so ganz genau nimmt: "Die Zeit zwischen der 84. und 89. Minute – diese zehn Minuten werde ich nie vergessen." Dafür gelang ihm bei der Europameisterschaft vor zwei Jahren ein wunderschönes Bonmot, als er ein Spiel mit griechischer Beteiligung "unorthodox" nannte.
Champion der Stilblüte
Auf den ungeschlagenen Champion der Stilblüte müssen die Zuschauer bei dieser Weltmeisterschaft aber leider wie schon beim Sommermärchen in Deutschland und der Europameisterschaft 2008 verzichten: Heribert Faßbender ("Guten Abend allerseits"), der bei unzähligen Fußballturnieren für die ARD im Einsatz war und seit ein paar Jahren im Ruhenstand ist. Viele von Faßbenders verbalen Aussetzern sind schon Legende. "Es steht im Augenblick 1 : 1, aber es hätte auch umgekehrt lauten können", rechnete er dem erstaunten Publikum einmal vor, bei einem Spiel mit türkischer Beteiligung stellte er seine Qualitäten als Übersetzer unter Beweis: "Und jetzt skandieren die Fans wieder Türkiye, Türkiye, was so viel heißt wie: Türkei, Türkei."
Schön auch Fassbenders umständliches Gelaber, mit dem er ein Spiel der deutschen Auswahl gegen Norwegen anmoderierte, das hier in voller Länge zitiert sein will: "Norwegen in rot, die deutsche Mannschaft, das muss ich Ihnen nicht mehr sagen und da brauche ich auch gar nicht viel zu erklären, wie so oft – wie eigentlich immer, wie fast immer, in den Farben, die Sie kennen: In den weißen Trikots und den schwarzen Hosen. Aber, meine lieben Zuschauer, das wissen Sie ja sicher auch so, da muss man keine großen Worte mehr verlieren."
Martin Weber ist freier Journalist in Berlin.