Vor einigen Wochen hatten wir den Jahreskatalog eines großen schwedischen Möbelhauses im Briefkasten. Alle Jahre wieder flattern 330 Seiten Einrichtungstipps, Angebote und Inspiration fürs Eigenheim in unsere Wohnung. In der vertraut direkten Ansprache werden uns Vorschläge gemacht, wie unser Zuhause noch schöner, noch ordentlicher, noch familienfreundlicher werden könnte. Bis heute bin ich nicht dazugekommen, mir alle Billy-Regale, Pax-Kleiderschränke und Lack-Beistelltische genau anzusehen und abzuwägen, ob etwas davon bei uns einziehen soll. Doch immer wieder fällt mir im Vorbeigehen der Titel-Slogan des aktuellen Katalogs ins Auge:
„Dein Zuhause. Dein Leben. Auf alles eingerichtet.“
Und jedesmal denke ich, wie entspannt das wäre: Ich hole mir Billy und Poäng ins Haus und alles stimmt. Mein Leben und mein Zuhause. Komme, was wolle. Hauptsache: Ich bin gut eingerichtet, auf alles vorbereitet. Alles bleibt, wie es ist. Behaglich und behütet.
Doch das stimmt nicht. Mein Zuhause und mein Leben verändern sich. Immer wieder. Neues kommt hinzu, Altes vergeht. Alles ist im Wandel. Alles hat seine Zeit. Längst bin ich nicht auf alles eingerichtet. Immer wieder gibt es Ereignisse, die so nicht geplant waren. Immer wieder scheint es, als folge jeder Tag seiner ganz eigenen Dramaturgie, die nicht in meiner Hand liegt. Und immer wieder gilt es dann zu sortieren, sich von Dingen und Menschen zu trennen, die Möbel zu verrücken. Innen und außen.
Sicher wäre es bequemer, wenn der Slogan hielte, was er verspricht: Wenn ich mir aus einem dicken Katalog einfach die Dinge und Optionen aussuchen könnte, die ich gerade für mein Leben brauche. Inklusive Bauanleitung und Inbus-Schlüsseln. Lieferung frei Haus. Doch dem ist nicht so. Und eigentlich gefällt mir der Gedanke, nicht auf alles eingerichtet zu sein. Sondern mich stattdessen immer wieder neu ausrichten und einrichten zu müssen.
Das Christentum ist die Religion der Alternative. Umkehr ist möglich. Wandel ist alltäglich. Nicht alles liegt in meiner Hand. Gott sei Dank.