Meistens klingt es ein bisschen mehr nach Beichte als nach Bekenntnis: Ich bin katholisch. Und das schon fast mein Leben lang. Ich bin katholisch getauft, zur Kommunion gegangen und gefirmt worden – und ich darf trotzdem auf evangelisch.de schreiben. Weil Portalleiter Hanno Terbuyken und ich finden, dass es manche Dinge zwischen Himmel und Erde gibt, von denen es sich zu erzählen lohnt, und das vielleicht ganz unabhängig von einer Konfessionszugehörigkeit. Und falls dem doch nicht so ist und ich selbst von meiner eigenen katholischen Prägung überrascht werde oder mich plötzlich entscheide zu konvertieren (man weiß ja nie!), darf ich mutig sein, auch davon zu schreiben. Danke, Hanno, für dein Vertrauen.
In den nächsten Monaten werde ich also an dieser Stelle von Entdeckungen und Erfahrungen erzählen, die ich in meinem Alltag mache. Als Christin, als 25-Jährige, als weiße, heterosexuelle Frau. Als Gebildete und Geförderte und an vielen Stellen daher sehr Privilegierte. Als Schwester, Freundin, Nächste. Als Geschichtenerzählerin, Kaffeetrinkerin, Berlinerin. Als Suchende und Sehnende.
Ich habe überlegt, ob dieser erste Text eine solche Einordnung meiner Person braucht, die sicherlich noch eine ganze Menge mehr Attribute enthalten könnte – und ich habe mich dafür entschieden. Weil ich glaube, dass es einen Unterschied macht, wer hier schreibt. So sehr ich mich immer auch um einen Perspektivwechsel bemühe und versuche, mich in andere hineinzufühlen, so kann ich mich wohl doch nie ganz von meiner eigenen Herkunft und Prägung freimachen. Und so wird alles, was ich hier schreibe, bloß eine Momentaufnahme, bloß ein Puzzlestück sein können, von einem großen Ganzen. Die restlichen Puzzlestücke finden andere. Und das ist sehr gut so.
In dieser Kolumne erzähle ich von meiner Suche nach dem goldenen Kern. Nach dem, was mir und meinem Glauben immer wieder einen langen Atem schenkt. Davon, dass ich eine Suchende und Sehnende bin. Und davon, dass ich glaube, dass es eine große, schöpferische Kraft gibt, die es gut mit uns meint, die meinem Leben eine weite Perspektive schenkt und einen tieferen Sinn. Ein großes Geheimnis, das mich wandern und wundern lässt und das ich gerne Gott nenne. "Eine Quelle der Kunst, der Schönheit, der Liebe, ein Angebot an die Menschheit, das Angebot des ultimativ Guten"(Zitat s.u.), nach dem ich sehnsüchtig bin und suche.
Ich freue mich und bin sehr dankbar, diese Suche hier teilen zu dürfen. Ich freue mich darauf, Spuren von Gott zu entdecken, die man vielleicht theologisch deuten könnte, aber nicht muss. Ich freue mich auf mein Katholisch-Sein auf evangelischen Seiten, auf „Aber’s“ und „Warum’s“, auf Wunderbares und Wundersames.
Eine meiner Lieblingsdichterinnen, Hilde Domin, schreibt: „Und doch, wenn du lange gegangen bist, bleibt das Wunder nicht aus.“
Herzlich willkommen, mitzugehen.
* aus Sarah Winman "Als Gott ein Kaninchen war", Limes Verlag, 2012