„Liebe Gemeinde!“
So beginnt meist die Predigt am Sonntag in der Kirche. Für machen Gottesdienst-Teilnehmerinnen und Teilnehmer ist das anscheinend das Signal, endlich in einen Zustand tiefster Entspannung zu sinken, dem nicht einmal die harten Kirchenbänke oder im Winter die höllisch gut funktionierende Bankheizung etwas anhaben können.
Angeblich soll der Kirchenschlaf ja besonders gesund sein, und überhaupt, den Seinen gibt’s der Herr im Schlaf. In der Predigtlehre wurde mir mal gesagt, man solle immer wieder Einstiegspunkte einbauen für die Leute, die eine Zeitlang … nun ja … eben „ausgestiegen“ waren. Und selbst habe ich es auch schon erlebt: Diesen „Ort zwischen Schlafen und Wachen, an dem deine Träume noch bei dir sind“ (Zitat Wendy aus Peter Pan). Ein mystisch-meditatives Predigthören zwischen Schlafen und Wachen. Alles scheint zu passen. Die Gedanken spinnen sich weiter, der Stimme des Pfarrers webt sich in die Träume, ein Hochgefühl der Geborgenheit erhebt den ganzen Menschen … bis ein plötzliches Muskelzucken einen wieder aus dem Schlaf reißt oder der Kopf zu sehr zur Seite kippt oder aber die Orgel ganz plötzlich und unerklärlich mitten in der Predigtschlafmeditation einsetzt.
Ja, Kirchenschlaf ist sehr gesund. Und erbaulich. Solange Sie nicht anfangen zu schnarchen. Oder auf der Schulter Ihrer Nachbarin wieder aufwachen.
Blöd nur, dass diese Kirchenbänke nie wirklich dafür gebaut wurden, diese sehr meditative Haltung zu unterstützen. Wie wäre es mit Kissen, Decken, sogar Matratzen? Das wäre sicher der Erbauung zuträglicher als diese harten Sitzgelegenheiten.
Schlafen in der Kirche: Hier können Sie das mal richtig genießen. Für die Predigtmeditation empfehlen wir aber, eine Aufnahme (oder gleich einen Pfarrer) von zu Hause mitzubringen. Denn in diesem Haus gibt es normalerweise keine Predigten mehr. Schlafen Sie gut!