Joghurtdrinks und Feuchttücher

Joghurtdrinks und Feuchttücher
Eine Journalistin gibt sich als Flüchtling aus, um ganz nah dran zu sein. Ein anderer Journalist kauft für Flüchtlinge ein - und inspiriert dazu, sich mal wieder Gedanken übers Gemeinmachen zu machen. Außerdem: die Faszination hiesiger Medien für berauschte Nazis; der Stern und „Pallywood“; 40 Jahre Feinschmecker.

„Panorama 3“, ein noch relativ junger norddeutscher Ableger des nun auch schon 54 Jahre alten Muttermagazins, läuft einmal pro Woche, ist also präsenter als die im Ersten Programm zu sehende Hauptsendung. Die Bekanntheit hält sich angesichts der regionalen Ausrichtung naturgemäß in Grenzen, aber es sitzen ja Cross-Promotion-Cleverles beim NDR in Hamburg-Lokstedt, wo auch die „Tagesschau“ produziert wird. Und so kam es, dass am Dienstag in der 20-Uhr-Ausgabe der Nachrichtensendung über einen Undercover-Einsatz einer „Panorama 3“-Autorin berichtet wurde: Alena Jabarine hat als Flüchtling mehrere Tage in der Zentralen Erstaufnahmestelle in Hamburg-Harburg gelebt, die in einem früheren Postgebäude eingerichtet wurde. 

Der „Panorama 3“-Beitrag lief am Dienstagabend im NDR Fernsehen - Hat eigentlich schon jemand bei Günni Wallraff durchgeklingelt und ihn nach seiner Meinung gefragt? -, ein Interview zu den Erfahrungen, die Jabarine gemacht hat, findet sich bei tagesschau.de. Ihre Eindrücke schriftlich protokolliert hat sie für ndr.de. Dort begründet sie auch, warum sie sich als Flüchtling ausgegeben hat: Die Fragen, die man von den Bewohnern der Unterkünfte gern beantwortet bekäme, ließen

„sich kaum beantworten (...), wenn Journalisten mit Voranmeldung und oftmals mit Begleitung in Flüchtlingsunterkünfte gehen“.

Falls sie denn überhaupt Zugang bekommen (siehe hier und hier). 

Am Ankunftstag hat Jabarine Folgendes erlebt: 

„Plötzlich kommt ein (...) Sicherheitsmann von der Seite auf mich zu: ‚Was stehst du hier rum, was willst du hier?‘ Ich gebe mir Mühe, verständnislos zu blicken. ‚New, new? Bist du neu?‘ Ich nicke. Er reicht mir genervt einen Zettel, den ich ausfülle. Name, Geburtsdatum, Herkunft, Geschlecht. Ich nenne mich Zeyna Mahameed. Aus Gaza. Der Sicherheitsmann nimmt den Zettel und lässt mich stehen.“

Vier Stunden später:

„Der ehemalige Warteraum der Post ist nun voll müder Menschen. Sie schlafen auf Stühlen, liegen auf dem Tresen, schaukeln ihre kleinen Kinder. Alle warten, warten, warten. Worauf und bis wann, das weiß ich nicht. Das Sicherheitspersonal rennt aufgeregt durch die Gänge (...) Der Raum wird immer voller. Es gibt nicht genügend Stühle. Menschen besorgen sich Kartons, um nicht auf dem nackten Steinboden zu sitzen.

Ähnliche, aber im Detail nicht vergleichbare Um- und Zustände hat der taz-Redakteur Martin Kaul über mehrere Tage am Budapester Bahnhof Keleti erlebt, und sie haben ihn zu einem Bericht animiert, der noch persönlicher ist als der Jabarines. Er rekapituliert hier seinen „inneren Ausnahmezustand“:

„Ich habe heute einen dreijährigen Jungen gesehen, der einen abgenagten Apfel vom Boden aufhob und hineinbiss. Nun sitze ich im Obergeschoss eines Restaurants. Als ich mein Abendessen aufgegessen habe, gehe ich mit drei Kollegen in einen Supermarkt. Wir kaufen ein paar Dinge ein, nichts Großes. Ich gebe rund 40 Euro aus, kaufe Feuchttücher, Windeln, ein paar Äpfel und Müsliriegel (...) Wir bringen es zum Bahnhof Keleti.“

Am nächsten Tag bewegt sich Kaul weiter aus seiner klassischen Journalistenrolle heraus: 

„Ich beschließe, (...) noch einmal einkaufen zu gehen. Ich schreibe auf Facebook, wer wolle, könne sich am Einkauf beteiligen. 54 Menschen schreiben mich an, in wenigen Stunden. Sie überweisen mir, insgesamt, 2.140 Euro. Ich kaufe am Mittwochabend für 199.465 Forint ein. Das entspricht 634,14 Euro. Ich kaufe knapp 1.000 Müsliriegel, einen Einkaufswagen voller Joghurtdrinks, 32 Kilo Bananen, Trockenkekse, Feuchttücher (...) Das restliche Geld übergebe ich vertrauenswürdigen Helfern am Keleti-Bahnhof in bar. Ein Kollege schreibt mir daraufhin eine Nachricht, in der er mich fragt, ob sich das mit meiner Rolle als Journalist in Einklang bringen lässt. Ich sage, das klären wir später. Meine Antwort heißt ja.“

Ich vermute, dass vor, sagen wir: zehn Jahren - und erst recht im 20. Jahrhundert - Journalisten Ähnliches getan haben wie Kaul in Keleti, aber anders als heute kaum jemand darüber geschrieben hat. Was jetzt keine Kritik an dem taz-Mann sein soll.

Der von Kaul erwähnte Kollege dürfte bei seinem Einwand den berühmten, i.d.R. in verfälschender Weise aus dem Zusammenhang gerissenen und gegen die Intention des Urhebers verwendeten Ausspruch von Hanns Joachim Friedrichs über das Gemeinmachen im Kopf gehabt haben. Klaus Jarchow hat ja vor zwei Jahren in seinem Stilstand-Blog die berühmteste Friedrichs-Formulierung schon einmal so umgestaltet, dass sie sinnvoll klingt: 

„Einen schlechten Journalisten erkennt man daran, dass er sich mit jeder Sache gemein macht, außer mit einer guten.“

In Anlehnung an diesen Satz lässt sich auch die aktuelle Situation skizzieren: Derzeit machen sich relativ viele Journalisten gemein mit einer guten Sache, jene, die sich mit einer schlechten gemein machen, dominieren derzeit etwas weniger stark als sonst.

In den Kontext der Beiträge aus der Kategorie Journalisten über ihre persönlichen Erfahrungen vor Ort passt auch ein Ostpol-Interview mit Merlin Nadj-Torma, die „seit Jahren immer wieder in einem illegalen Flüchtlingscamp an der ungarisch-serbischen Grenze fotografiert“. Sie meint, es habe „viel zu lange gedauert“, bis die Medien sich für die Lage in dem Camp interessiert haben („Man wartet immer solange, bis es zu einer Katastrophe kommt“). Zum Verhältnis zwischen Flüchtlingen und Medienvertretern sagt sie:

„Überall wo sie hinkommen, sind schon Medienteams präsent und begleiten die Menschen, so dass sie sich dem Medieninteresse gar nicht entziehen können. Viele wollen aber nicht fotografiert werden, da sie befürchten, Probleme zu bekommen. Sie haben Angst, dass man sie identifizieren und abschieben könnte. Außerdem haben viele noch Verwandte in der Heimat und wollen nicht, dass diese in Gefahr kommen.“

Über die Wirkung der Bilder von Flüchtlingen reflektiert Anna Sauerbrey (Tagesspiegel), unter anderem Bezug nehmend auf Susan Sonntag:

„Die Wirkung der Bilder auf das Handeln wird durch das Internet geschwächt. Den Kopf erreichen sie nur, wenn ihre Bedeutung ersichtlich ist, doch das ist immer seltener der Fall. In den Timelines erscheinen sie wahllos und aus dem Kontext gerissen (...) Die Verursacher des Elends der vielen großen und kleinen Menschheitskatastrophen, die täglich auf unsere diversen ‚Screens‘ drängen, sind kaum greifbar. Ohne Kontext aber entsteht durch die Flut der Bilder nicht zielgerichtete Empörung, sondern ziellose emotionale Erregung, (...) eine große Hilflosigkeit und Überforderung. Vielleicht ist das eine Erklärung für die große Hilfsbereitschaft der Deutschen. Man könnte sie lesen als eine Art Traumaverarbeitung, als die Möglichkeit, dem Strom der Bilder endlich etwas entgegenzusetzen. Das Elend war bisher nur medial erfahrbar, das Mitgefühl, das sie erregten, schmeckte schal und billig. Jetzt sind sie da, die Subjekte der Bilder.“

Auf der FAZ-Medienseite fasst Froben Homburger, der Nachrichtenchef von dpa, die internen Diskussionen zusammen, die in seiner Agentur in den vergangenen Wochen zur Berichterstattung über Flüchtlinge und damit zusammen hängende Themen stattgefunden haben - und geht auf die diesbezügliche Kritik von außen ein, betreffend unter anderem die in diesem Altpapier (im Korb) erwähnte an einer Meldung aus Heidenau, in dem der Begriff „vermutlich“ eine starke Rolle spielt: 

„Pedantisch genau zu beobachten und in aller Nüchternheit zu beschreiben ist eine besondere Herausforderung bei dramatischen Entwicklungen. Das schließt Emotionalität in der Berichterstattung auch von Nachrichtenagenturen keineswegs aus – ganz im Gegenteil: Die Zeiten, in denen der Agenturticker fast nur mit Meldungen und Zusammenfassungen gefüttert wurde, sind längst vorbei. Aber: Emotionalität darf niemals auf Kosten der nachrichtlichen Präzision gehen – auch dann nicht, wenn die Genauigkeit in einem emotionalen Umfeld befremdlich wirkt.“

Um die „symbolische und politische Kraft der Bilder“ geht es in Homburgers Beitrag auch - und über die kann man aus aktuellem Anlass auch in einem anderen Zusammenhang reden: Adi Farjon, die Sprecherin der israelischen Botschaft, wirft dem Stern vor, „auf manipulierte Bilder hereingefallen“ zu sein. Eines davon fand in der aktuellen Ausgabe Verwendung. Die „Darsteller“ des Fotos seien

„Provokateure, die nicht zögern, ihre eigenen Kinder in eine Konfrontation mit der Israelischen Armee zu schicken“, 

schreibt Farjon mit Verweis auf Guardian und New York Times. Und dann wird auch sie grundsätzlich:

„In sozialen Medien werden Konflikte oft nur kurz ausgeleuchtet, wie mit einem Blitzlicht. Die neuen Medien basieren auf der intuitiven Wahrnehmung des Augenblicks. So finden manipulierte Bilder ihren Weg in die Köpfe. In dutzenden Fällen wurde bereits nachgewiesen, dass Videos und Bilder nur kleine Ausschnitte zeigten und so die wahre Geschichte dahinter versteckten. Der amerikanische Professor Richard Landes bezeichnet diese Methode als ‚Pallywood‘. Der Begriff ist eine Mischung aus Hollywood und Palästina.“ 

„Professionelle Medien“ sollten in der Lage sein, Pallywood auch als Pallywood zu erkennen, meint Farjon. meedia.de informiert uns derweil darüber, dass der Stern „den Vorwurf, einer PR-Inszenierung aufgesessen zu sein“, zurückweise - und zitiert eine Sprecherin des Magazins wie folgt:

„Im Begleittext zu dem Foto hat der stern auch die Ereignisse vor und nach dem abgebildeten Moment geschildert und ganz bewusst auf die Ambivalenz der Bilder hingewiesen, die auch als Propagandamittel in diesem Konflikt eingesetzt werden.“

[+++] Unter der titanicesken Headline. „Blitzkrieg muss wiederholt werden, Nazis gedopt!“ amüsiert sich Peter Praschl (Die Welt) über die medialen Reaktionen auf Norman Ohlers Buch „Der totale Rausch", in dem dieser „auf 364 Seiten seine Erkenntnis präsentiert, dass der Führer nicht Herr seiner Sinne, sondern ein Druffi war“. Siehe dazu auch kurz Oliver Tolmein bei Facebook. Praschl meint:

„Vielleicht sollte man sich aber über die nationale Qualitätspresse Sorgen machen. Die ersten Rezensionen zeigen, wieviel Faszination vom Nazi-Drogenrausch ausgeht. So breitet der Spiegel auf drei Seiten Ohlers Spekulationen genussvoll aus – um sie dann doch noch nüchtern einzunorden. Und die Süddeutsche läuft zur Hochform auf: ‚Rommel zögert keine Sekunde‘ heißt es dort einmal, ‚die Deutschen rasen, um sich schießend, durch das Lager. Sie zermalmen, was im Weg ist, und rasseln mit blutigen Ketten weiter.‘ Das Zeug, das die Nazis genommen haben, scheint immer noch zu wirken.“

[+++] Welches Zeug jener Welt-Kollege nimmt, der für Andrea Hanna Hünningers Eloge auf die dritte Staffel von „Weissensee“ die Headline „So sieht das deutsche ‚House of Cards‘ aus“ komponiert hat, würde man aber auch gern mal wissen. Ähnlich berauscht-bekloppt klingt ein Satz Hünningers:

„Die Serie ‚Weissensee‘ ist, kurz gesagt, eine Art ‚Dallas‘ in der DDR.“

Hünningers Artikel ist immerhin ein guter Anlass, auf einen Blogbeitrag des TV-Autors Stefan Stuckmann aus der vergangenen Wochen einzugehen. Stuckmann, der u.a. „Eichwald MdB“ (siehe diesen Altpapierkorb aus dem April) entwickelt hat, beschreibt die strukturellen Probleme bei der Produktion von Serien:

„Es gibt zu viele Serien, die produziert werden, bevor irgendjemand heraus gefunden hat, was überhaupt erzählt werden soll. Es gibt zu viele ‚Ideen‘, die in Entwicklung gehen, obwohl sie keine Geschichte beinhalten, sondern nur grobe Ortsbeschreibungen. Vor Jahren, als die Zeitschrift Landlust das erste Mal mit ihrer Auflage den Spiegel übertrumpfte, saß ich mit anderen Autoren in einer Konferenz neben einem Redakteur, der uns verkündete: ‚Die Leute wollen aufs Land. Wir brauchen was auf einem Bauernhof!‘. Oder, ein paar Monate vorher: ‚Wir wollen was mit Comedian XY machen, und der hat wahnsinnig Bock auf Zoo. Lasst uns da mal brainstormen.‘ Auf solche Art kann man Vorabendserien entwickeln, mit denen eine genau definierte Zielgruppe ‚abgeholt‘ werden soll – und auch solche Serien müssen gut gemacht sein, um zu funktionieren. Aber die Sorte Serie, über die Menschen am nächsten Tag im Büro oder auf dem Schulhof sprechen, entsteht so nicht."


Altpapierkorb

+++ Noch einmal Flüchtlinge und Medien: Eine für einen rechtsextremen TV-Sender arbeitende Journalistin, die gegenüber Flüchtlingen gewalttätig geworden war, ist ihren Job los, berichtet Zeit Online.

+++ Ist, um mal einen Tweet von Altpapier-Autor Frank Lübberding aufzugreifen, Erdogan der neue Mussolini? „Die Türkei geht derzeit scharf gegen die Presse vor. Ausländische Journalisten sind vor wenigen Tagen von führenden Politikern sogar als ‚Terroristen‘ bezeichnet worden“, schreibt Spiegel Online. Auch Der Standard und AFP/FAZ berichten über Angriffe von Erdogan-Anhängern auf Hürriyet, ein Hürriyet-Kolumnist schreibt - für eine englischsprachige Zielgruppe - ebenfalls etwas zu diesem Thema und zur Lage im Land. Und dann gibt es da auch noch eine Todesdrohung eines Journalisten gegen einen anderen Journalisten. 

+++ Was tun, wenn man ein Gegengewicht setzen will zum grassierenden Monothematismus (siehe Altpapier von Montag)? Man könnte die Frage stellen, was eigentlich aus dem arabischen Frühling wurde. Das Katapult-Magazin hat es getan.

+++ Einen Bericht der New York Times, demzufolge „an den meist mit bewaffneten Drohnen durchgeführten Tötungsmissionen von mutmaßlichen Aufständischen in Afghanistan schwedische und deutsche Offiziere direkt beteiligt gewesen seien – und vielleicht weiterhin sind“, greift Telepolis auf. Und zitiert dazu eine Stellungnahme der Bundeswehr. Die großen hiesigen Medienhäuser scheinen auf den New-York-Times-Beitrag bisher nicht eingegangen zu sein.

+++ Über die Studie, die die innige Liebe der Öffentlich-Rechtlichen zu ihren vielen, vielen Dienstleistungs-Töchtern kritisiert (siehe Altpapierkorb gestern) berichtet heute auch die SZ auf ihrer Medienseite.

+++ Doris Akrap befasst sich für die taz noch einmal mit dem das eine oder andere Härchen sträubenden Zeit-Titelgeschichtchen über „Gesinnungsterror“: „Ausgerechnet jetzt“, wo „das protestantischen deutschen Bürgertum“ sich „endlich (...) mal wirklich nützlich macht“ und „denen die Hand (reicht), die sie gerade dringend brauchen (nimmt) das Leitmedium des protestantischen deutschen Bürgertums (...) die Heidenauer, Pegidisten und AfD-Splitter bei der Hand und erklärt, dass es schon ok ist, zu sagen, was man auf dem Herzen hat, und musste dann aber feststellen, dass man selbst gar nichts mehr auf dem Herzen hat und deswegen auch nichts mehr zu sagen.“

+++ „Ihr erstes Projekt ist ein eigener Nachrichtensender – ein Wahnsinn: Drei private gibt es schon, Platz ist für allenfalls zwei. Der Staat verfügt mit France 24 über einen Info-Kanal, der auch im Inland empfangen werden kann“ - Jürg Altwegg kommentiert auf der FAZ-Medienseite einen Plan der zu Monatsbeginn angetreten Intendantin von France Télévisions, Delphine Ernotte, im bewährten Sound seiner Zeitung.

+++ Über unschöne Vorgänge im Reich der Mittelbayerischen Zeitung berichtet regensburg-digital: „Mit allen Mitteln gegen Gewerkschaft und Betriebsräte: So scheint der Mittelbayerische Verlag aktuell in seinem Druckzentrum zu verfahren. Seit dem 1. September haben sämtliche Beschäftigten MZ-Tochter Druckservice Regensburg keine Arbeit und keinen Arbeitgeber mehr. Völlig überraschend wurde die Firma stillgelegt, die Beschäftigten – zum Teil mehr als 30 Jahre im Unternehmen – bekamen Hausverbot im Betriebsgebäude.“ 

+++ 40 Jahre alt wird dieser Tage Der Feinschmecker aus dem Jahreszeiten-Verlag. Das Hamburger Abendblatt hat aus diesem Anlass die Chefredakteurin Madeleine Jakits besucht: „Auch wenn Essen & Trinken aus dem Hause Gruner + Jahr bereits drei Jahre vor dem Feinschmecker das Licht der medialen Öffentlichkeit erblickt hat, so verfügt das Magazin aus dem Poßmoorweg aus Sicht der Chefredakteurin  nach wie vor über ein gewisses Alleinstellungsmerkmal. ‚Wir sind eine kulinarische Reisezeitschrift, wir sind keine Kochzeitschrift.‘“ 2010 habe Jakits „ein spezielles Problem bewältigen“ müssen, denn damals entschied der Verlag, „alle Redakteure freizustellen und nur noch Ressortleiter und ihre Stellvertreter in der Redaktion zu behalten. ‚Das war ein Schock, ein Trauma‘, sagt Jakits. Jetzt arbeitet das Magazin mit einem festen Stamm von freien Mitarbeitern. ‚Es hat lange gedauert, Mitarbeiter zu finden, denen man vertraut, und die auch verstehen, was wir hier wollen.‘" Das ist natürlich nur eine moderate Kritik an einer von vielen schon wieder vergessenen Entscheidung, aber Jakits kann es sich vielleicht auch nur deshalb leisten, sie formulieren, weil sie seit 18 Jahren im Amt ist. 

+++ Eine neue Folge aus der Reihe „Print lebt doch noch“: Im Laufe des Herbsts startet eine Print-Ausgabe des jüdischen Online-Magazins Tablet (ebd.).

+++ „Es sind Projekte und Filme wie diese, die die Diskussion zum Thema Flüchtlingspolitik braucht“ - mit diesen Worten lobt der Tagesspiegel „Welcome United“, die Dokumentation über eine für den SV Babelsberg 03 spielende Flüchtlingsmannschaft, die am Sonnabend bereits im Vorabendprogramm des Ersten lief.

+++ DerARD-Mittwochsfilm „Über den Tag hinaus“ wird mit Einschränkungen für gut befunden. Thomas Gehringer (tittelbach.tv) schreibt: „Das melodramatische Roadmovie von Edda Leesch (Drehbuch) und Martin Enlen (Regie) (....) erzählt von einem Tag und von der gemeinsamen Reise zweier Menschen, die sich bisher nicht kannten. Unverkennbar das ‚Harold und Maude‘-Thema, nur mit umgekehrten Geschlechter-Vorzeichen (und ohne den makabren Humor): Ein alter Mann lehrt einer weitaus jüngeren, lebensmüden Frau, wieder Lebensfreude zu empfinden (...) Sicher gibt es den einen oder anderen überflüssigen Satz in den etwas ausladenden Dialogen, doch es gibt auch sehr gelungene Passagen, in denen lebensphilosophische Betrachtungen keineswegs aufgesetzt wirken.“ Und Heike Hupertz (FAZ) moniert die „etwas angestrengte Lebensfreundlichkeit dieses Films“.

Neues Altpapier gibt es wieder am Donnerstag.

weitere Blogs

In einer Kirche hängt links neben dem Altar ein Schild mit der dreisprachigen Aufschrift No pasar - Überholverbot - no passing
In Spanien gibt es ein Überholverbot am Altar.
G*tt ist Körper geworden. Was für eine Gedanke! Birgit Mattausch geht ihm nach.
Heute erscheint der sechste und vorerst letzte Beitrag unserer Themenreihe Polyamorie. Katharina Payk fragt: Wo kommt Polyamorie im Kontext von Kirche und Pfarrgemeinde vor?