Mission in der zweiten Reihe

Mission in der zweiten Reihe

Da ich selbst auf einer christlichen Schule war, habe ich mich sehr auf den Besuch einer thailändischen Schule für Missionarskinder gefreut. Vor Ort war ich dann nur noch beeindruckt: Die Grace International School (GIS) in der Stadt Chiang Mai im nördlichen Thailand ist weit mehr als eine Bildungseinrichtung.

Rund drei Milliarden unerreichte Menschen leben in einem Drei-Stunden-Flugradius um Chiang Mai herum. Deswegen wurde diese nordthailändische Stadt zu einem wichtigen Zentrum für Mis­sio­nare in Südostasien. Doch weil gute Schulen fehlten, sahen sich viele Missionare bald dazu ge­zwun­gen, Chiang Mai zu verlassen – bis der Amerikaner Gene Foltz 1999 die Grace International School gründete. Er war überzeugt, dass nicht nur Prediger und Evangelisten in der Mission ge­braucht werden, sondern auch Lehrer ein Grundpfeiler sind – auch wenn sie nicht an der Front die­nen.

Obwohl die GIS erst zwölf Jahre alt ist, nutzen heute bereits über 350 Familien ihr Ausbil­dungs­an­ge­bot: 540 Schüler 27 unterschiedlicher Nationalitäten gehen hier zur Schule. Indem sie ein breites Fächerspektrum anbieten, können die Kinder der Missionare in ihre Ursprungsländer zurückkehren und dort ohne Schwierigkeiten ihre Ausbildung fortsetzen. Doch die GIS ist mehr als eine Schule mit hohem Bildungsniveau. Sie ist eine Glaubensgemeinschaft mit Menschen, die Gott selbst be­rufen hat.

Menschen, wie zum Beispiel die bereits pensionierte Dorothee Hiddrie. „Seit 17 Jahren wusste ich, dass ich meine Erfahrung und einige meiner Jahre im Ruhestand auf dem Missionsfeld einbringen sollte“, sagt die Englischlehrerin. Sie kam von Südafrika in den Norden Thailands, weil Gott sie dort­hin rief.

Keiner der 75 Lehrer an der GIS wird für seine Arbeit bezahlt. Jeder Lehrer, der sich entscheidet an der GIS zu unterrichten, weiß, dass Gott ihn hierher geführt hat. Lehrer sind hier nicht nur Lehrer, sondern auch Freunde und Mentoren der Schüler – denn diese Kinder sind ihnen wirklich wichtig. Gerade weil die Kinder so viele unterschiedliche Hintergründe haben und ihre Eltern manchmal tau­sende Kilometer weit weg sind, ist die Beziehung zu den Lehrer besonders wichtig. Über ihren Glau­ben zu reden gehört für jeden Lehrer hier zum Schulleben dazu. Indem sie ihre Über­zeu­gun­gen im Klassenzimmer und außerhalb des Klassenzimmers leben, werden sie für ihre Schüler glaub­würdig und authentisch.

Der Glaube bleibt hier nicht Theorie. Stattdessen nutzen sowohl Lehrer als auch Schüler diverse Möglichkeiten, um anzupacken – in Worten und Taten. Während ihre Eltern sich als Missionare für Kambodschaner, Laoten, Chinesen oder Thailänder einsetzten, engagieren sich auch die Schüler in Chiang Mai. Dazu gehören Einsätze in nahegelegenen Waisenheimen, Sportfreizeiten, Einsätze in Flüchtlingslagern oder Evangelisation auf dem Night Bazaar – einem der großen Touristenorte in Chiang Mai.

Dorothee Hiddrie bereut nicht, einen Teil ihres Ruhestandes weit weg von zu Hause zu verbringen. Denn für sie ist das Unterrichten an der GIS ein wenig wie „der Himmel auf Erden“, sagt sie. „Die Lehrer hier sind Gott total hingegeben. Hingegeben, diese Kinder zu unterrichten und ihren Teil zum Missionsauftrag beizutragen.“ Sie sind zwar nicht an der Front, aber ohne ihren Einsatz könn­ten auch viele der Missionare nicht an der Front dienen. Und das liegt ihnen am Herzen: mit ihren Gaben zum Missionsauftrag beizutragen. 

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