Weitere Landeskirchen bestätigen Mitgliederverluste

Frau sitzt in der Martinskirche in Kassel
epd-bild/Norbert Neetz
Eine Frau sitzt alleine in der Martinskirche in Kassel, der Bischofskirche der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck.
Mitgliederstatistik der EKD
Weitere Landeskirchen bestätigen Mitgliederverluste
Auch die Evangelischen Kirchen in Niedersachsen und Bremen sowie in Hessen und der Pfalz werden kleiner. Das belegen die veröffentlichten Zahlen von Donnertag (02. Mai) vom Stichtag 31.12.2023.

Damit spiegeln die Landeskirchen den bundesweiten Durschschnitt. Wie die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) am Donnerstag in Hannover mitteilte, gehörten ihren 20 Gliedkirchen zum Stichtag 31. Dezember 2023 rund 18,6 Millionen Menschen an. Das entspricht einem Rückgang von rund 593.000 Mitgliedern und 3,1 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Der Bericht von evangelisch.de fasste die Ergebnisse der EKD sowie Zahlen und Reaktionen verschiedener Landeskirchen am Donnerstag (02.Mai) kurz nach publik werden zusammen.

Auch die evangelischen Kirchen in Hessen und der Pfalz sind im vergangenen Jahr in ähnlichem Maß wie im Jahr 2022 geschrumpft. Bei der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) seien im vergangenen Jahr 29.000 Mitglieder ausgetreten und 23.000 verstorben, teilte die Kirche am Donnerstag in Darmstadt mit. Im Jahr 2022 waren sogar knapp 31.000 Menschen ausgetreten und 25.000 kirchlich bestattet worden. Damals gab es zum ersten Mal mehr Austritte als Beerdigungen. Ende 2023 zählte die Kirche somit gut 1,3 Millionen Mitglieder - 3,1 Prozent weniger als im Vorjahr.

Die Evangelische Kirche von Kurhessen-Waldeck (EKKW) hat im vergangenen Jahr knapp 20.000 Mitglieder verloren (minus 2,7 Prozent). Wie die Landeskirche in Kassel mitteilte, sind nach vorläufigen Zahlen rund 12.000 Mitglieder ausgetreten und 13.000 verstorben. Die Zahl der Austritte ist im Vergleich zu 2022 ebenfalls nur leicht zurückgegangen. Ende 2023 zählte die kurhessische Kirche demnach rund 711.000 Mitglieder (2022: 730.000).

In der Pfalz nur geringer Rückgang der Mitgliederzahlen

Während der Rückgang der Mitgliederzahl bei den hessischen Landeskirchen dem Bundesdurchschnitt von 3,1 Prozent entspricht, verzeichnete die pfälzische Landeskirche einen geringeren Rückgang. Bei der Evangelischen Kirche der Pfalz nahm die Mitgliederzahl um rund 12.900 ab (minus 2,8 Prozent), wie die Kirche in Speyer auf ihrer Internetseite informierte. Die Zahl der Austritte sank nach vorläufigen Zahlen im vergangenen Jahr um rund 1.300 auf 7.800 (2022: 9.100 Austritte). Bestattet wurden 6.500 Menschen. Die Mitgliederzahl betrug Ende vergangenen Jahres gut 443.600, Ende 2022 waren es noch 456.000 Mitglieder.

Demgegenüber begehrten auch im vergangenen Jahr neue Mitglieder die Aufnahme in die Kirche. In der EKHN seien 1.700 Menschen Mitglied geworden, 2022 waren es allerdings mehr als 2.500. Die Zahl der Taufen war mit 10.500 ähnlich hoch wie im Vorjahr (2022: 10.600). Auch in der EKKW ging die Zahl der Kirchentritte mit 580 zurück, im Jahr 2022 waren es 698 gewesen. Die Taufen waren mit rund 6.000 ebenfalls ähnlich hoch wie im Vorjahr (2022: 6.100). In der pfälzischen Landeskirche sank die Zahl der Eintritte auf 416 (2022: 528), die der Taufen auf 3.600 (Vorjahr: 4.000).

Jeder Austritt sei schmerzlich, sagte auch die kurhessische Bischöfin Beate Hofmann. Jedes Mitglied, das gehe, verlasse ein Solidarnetz, das die Gesellschaft so dringend brauche. Dennoch sehnten sich Menschen in diesen unruhigen Zeiten nach Begleitung und Gottes Segen. "Nach wie vor kann Kirche ein Ort sein, wo die Sehnsucht nach Segen gestillt wird", sagte Hofmann.

Die Austritte seien oft finanzieller Natur, sagte der hessen-nassauische Kirchenpräsident Volker Jung. Die Kirchensteuer ermögliche aber ein vielfältiges haupt- und ehrenamtliches Engagement. "Werte wie Nächstenliebe, Gemeinschaft und Fürsorge gehören fest zum christlichen Glauben - und sie sind wichtig für gesellschaftlichen Zusammenhalt", betonte Jung.

Mitgliederstärkste Landeskirche mit deutlichen Verlusten

Einen deutlichen Verlust musste die hannoversche Landeskirche hinnehmen. Die Mitgliederzahl dort sank 2023 um drei Prozent im Vergleich zum Jahr davor. Zum Stichtag hatte die Landeskirche rund 2,23 Millionen Mitglieder. Das waren rund 68.500 weniger als ein Jahr zuvor. Trotz dieser Verluste bleibt Hannover die mitgliederstärkste deutsche Landeskirche, knapp vor der Evangelischen Kirche im Rheinland.

Die Bremische Evangelische Kirche hat im vergangenen Jahr prozentual gesehen sogar noch stärker an Mitgliedern verloren. Zum Stichtag gehörten ihr noch 157.741 Menschen an. Das Gesamtminus von fast 7.000 Menschen bedeutet allerdings einen Rückgang der Mitgliederzahl um 4,2 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Somit hat die Bremische Evangelische Kirche im zurückliegenden Jahr Mitglieder im Umfang einer großen Gemeinde verloren.

Die Evangelisch-Lutherische Kirche in Oldenburg verlor im vergangenen Jahr 10.592 Mitglieder durch Austritt, Umzug und Sterbefälle. Damit ist die Zahl der Kirchenmitglieder zum Stichtag um 2,85 Prozent auf 361.096 gesunken. In der Evangelisch-lutherischen Landeskirche in Braunschweig belief sich das exakte Gesamtminus auf 9.946 Mitglieder. Somit gehörten der Kirche zum Jahreswechsel noch 284.035 Menschen an.

Die Evangelisch-reformierte Kirche mit Sitz in Leer hat im vergangenen Jahr insgesamt 3.285 Mitglieder verloren. Damit zählte die Kirche mit ihren 140 Gemeinden zwischen Ostfriesland und dem Allgäu noch 155.043 Mitglieder. Die Evangelisch-lutherische Landeskirche Schaumburg-Lippe mit Sitz in Bückeburg verlor insgesamt 1.464 Mitglieder und zählte noch 44.300 Menschen. Leitende Geistliche und Kirchensprecher betonten, die Institution Kirche und die Gesellschaft insgesamt seien in einem Wandlungsprozess. Die Kirche wolle weiterhin zum Wohl der Mitmenschen und zur Versöhnung beitragen und schaue nicht bloß auf die Statistik. Es sei allerdings klar, dass Kirche in Zukunft anders sein werde als heute. Fest stehe auch: In der Kirche engagierten sich nach wie vor viele Menschen mit Energie, Kreativität und Gottvertrauen.